Börsengeschehen

Schatten über der Übernahme von Kabel Deutschland durch Vodafone

Da sage noch einer, der Telekommunikationsbranche geht’s schlecht.  Mit fast 11 Milliarden € will Vodafone seinen verpennten  Einstieg in die Welt des Komplettangebotes  wieder gutmachen und Kabel Deutschland übernehmen. Damit dürften bald 8,5 Millionen Kunden zu den Briten wechseln, es sei denn amerikanische Kabel-Anbieter Liberty Global legt noch einen drauf. Dem Kabel Deutschland Management scheint das alles zu reichen, es empfiehlt das Vodafone Angebot anzunehmen. Auch, weil Liberty bereits mit Unitymedia ein Standbein in Deutschland hat und es für eine erneute Übernahme eines Kabelnetzbetreibers sicherlich kartellrechtliche Bedenken geben dürfte.

Früher Mannesmann heute Kabel Deutschland

Wird britisch:Vaodafone leibt sich Kabel Deutschland ein
Wird britisch: Vaodafone verleibt sich Kabel Deutschland ein

Das Angebot von Vodafone lautet jetzt 87 € pro Aktie und damit fast 40 % mehr als der Aktienkurs beim Aufkeimen der ersten Übernahmegerüchte wert war.  Und Vodafone hat ja bereits Erfahrung mit milliardenschweren Übernahmen in Deutschland.  Anfang des Jahrtausends übernahm der Mobilfunker in einer bislang nie da gewesenen Übernahmeschlacht den deutschen Konkurrenten Mannesmann Mobilfunk  und ließ ein Unternehmen zurück, das nur noch der Schatten seiner selbst war. Denn das Mannesmann D-Netz war erstklassig, die Kunden zufrieden, bis dann eben Vodafone kam und einen exorbitanten Preis zahlte, einen, den sich die Briten damals eigentlich überhaupt nicht leisten konnten.

Aber das scherte Vodafone nicht, es schraubte kurzerhand den Service nach unten und die Preise in die Höhe.  Zurück blieben Kunden, die sich im Tarifdschungel nicht mehr auskannten und ständig neue Pakete zubuchen mussten und sich mit vielen in einem oft überlasteten Netz tummelten. Und so wie damals dürfte  es auch hier ausgehen:  die nächsten Preiserhöhung wird nicht lange auf sich warten lassen und so  werden die Kunden die Übernahme mit-bezahlen. Ob der Service besser wird? Ich habe starke Zweifel.

Aber auch langfristig ist zu bezweifeln, ob diese Übernahme positiv für den deutschen Endkunden sein wird. Zu viele Übernahmen deutscher durch englische Unternehmen wecken in mir schlimme Erwartung. Angefangen bei den Autobahnraststätten Tank & Rast  bis hin zu Wohnungsgesellschaft Annington wurden die Unternehmen lediglich gemolken und der Gewinn ins Ausland transferiert.  In die Sache investiert wurde meist gar nichts und das zog den Investoren auf breiter Front Zorn zu.

Darüber hinaus bleibt in Zeiten der britischen und amerikanischen Überwachungsprogramm namens Prism oder Tempora bei der Übernahme eines deutschen Komplettanbieters im Telekombereich durch ein englisches Unternehmen auch irgendwie ein mulmiges Gefühl:  Niemand mag zu sagen, wer zukünftig Einsicht in die Nutzerdaten hat und wer sie auswertet. Der gerade aufgedeckte Abhörskandal in England aber läßt nichts Gutes erahnen.

Foto: boersenblog.biz

Kristian Kretschmann

beschäftigt sich seit über 15 Jahren mit Wirtschaft und wurde schnell Fan von Aktien, Aktienfonds und sonstigen Alternativen zum Sparbuch. Auf www.boersenblog.biz veröffentlicht er seine Gedanken zu interessanten Unternehmen, deren Aktien, sowie wirtschaftlichen Zusammenhängen. Das alles aber immer subjektiv und daher gilt: Alle Inhalte dienen nur zur Unterhaltung und stellen keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder anderen Finanzmarktinstrumenten dar. Gemäß §34b WpHG weise ich darauf hin, dass der Autor dieses Blogs Aktien der jeweils angesprochenen Unternehmen hält oder halten könnte und somit ein möglicher Interessenkonflikt besteht. Erklärung von in diesem Artikel gebrauchter Börsenbegriffe.

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