Frischlinge streben an die Börse. Aber lohnt sich jede neue Notierung?

Börsengänge 2013 – lohnt sich der Einstieg?

Lange war es ruhig an den Börsen, kaum ein Unternehmen machte den Schritt aufs Parkett. Und als sich dann doch mit Hess ein Neuling aus der Deckung wagte, war das dann prompt auch ein Mega Reinfall, wenn auch die Insolvenz kurz nach dem Börsengang eher die unrühmliche Ausnahme bleiben wird.

Normalerweise werden  Unternehmen ja dann an den Kapitalmärkten verkauft, wenn die Eigentümer sicher sein können, dass  sie für ihre Anteile auch einen vernünftigen Preis erzielen können.  Ein Börsengang wird somit also erst dann interessant, wenn die Bewertungen der börsennotierten Konkurrenz, die Benchmark, stimmt. Besser wäre es natürlich noch, wenn die Märkte übertreiben, denn dann ist die Möglichkeit groß, dass Anleger blind zugreifen und für Ramsch Höchstpreise auf den Tresen legen.  Nun, wenn man sich ansieht, wer gerade so an der Tür zur Börse kratzt, könnte man fast meinen: Es ist wieder soweit… Die Stimmung ist gut, Analysten blasen massiv zum Einstieg in Dividendenpapiere und jeder noch so kleine Rücksetzer im DAX zieht sofort neue Käufer an. Fundamental ist die Stimmung also bestens – nichts wie her mit den Neulingen!

Zuviele Börsengänge als Kontraindikator

Frischlinge streben an die Börse. Aber lohnt sich jede neue Notierung?Die IPO (Initial Public Offering) Pipeline ist prall gefüllt, die Börsengemeinde freut sich auf neue Anlagemöglichkeiten, die Banken auf fetten Reibach, die Marketingmaschine läuft gerade an. Doch sollte ein so großes Schaulaufen nicht doch eher stutzig machen? Ok, wir sind nicht mehr zu den Zeiten des Neuen Marktes unterwegs, als an einem Tag oft mehrere Frischlinge aufs Börsenparkett gelassen wurden. Aber braucht die Börse wirklich Jerry Cotton?

Allenthalben hält das Verlagswesen mit Mühe und Not den Kopf über Wasser. Warum sollte man also mit Bastei Lübbe in ein echt schwieriges Umfeld investieren. Und mit der Springer Science+ Business Media, angeblich bis zu 4 Milliarden Euro schwer, buhlt auch noch der zweite Verlag um die Anlegerkohle. Der Verlag gehört übrigens Finanzinvestoren, die ja dafür berühmt sind, billig zu kaufen und bei vernünftigen Bewertungen zu verkaufen. Bertelsmann übrigens, zu dem Springer Science+ Business Media vorher gehörte, hat schon dankend abgelehnt.

Ebenfalls Finanzinvestoren gehören zwei anstehende Immobilien IPOs: Bei der  Deutschen Annington will Terra Firma Kasse machen, Cerberus bei den Immobilien der Metro Gruppe. Damit hätten wir dann zusammen mit dem schon stattgefundenen Börsengang von LEG schon das dritte  IPO  im Immobiliensektor. Klingt verdammt nach „schnell weg damit, ist gerade günstig…“

Auch Traditionskonzerne folgen dem Ruf der Börse

Auch Osram soll nun doch nach vielen Anläufen von der Mutter getrennt werden. Bei diesem Spin Off  würden die Anteile allerdings an die Altaktionäre von Siemens  verschenkt werden, so wie seinerzeit Lanxess. Mit dem Armaturenhersteller Grohe steht dann aber auch ein Hidden Champion an der Börsentür Schlange. Mal sehen, wie teuer hier verkauft wird.

Kurse bröckeln oft nach dem Börsengang

Trotz aller Euphorie, sollte man gerade jetzt auf gestiegenem Niveau ruhigen Kopf bewahren und nicht bei jedem Angebot zugreifen. Bleiben Sie skeptisch, wenn jeder Murks an die Börse gebracht wird und denken Sie daran, daß man Aktien auch nach dem Börsengang noch kaufen kann. Meist sogar zu viel niedrigeren Kursen, wie das Beispiel Evonik gerade gezeigt hat.

Foto: Volker Schumann / sxc.hu