Erinnern Sie sich an den Neuen Markt und daran, wie Partygespräche sich oftmals um die Zeichnung neuer Aktien drehten oder wenn der Friseur Ihnen erzählte, welche Aktien er gerade mit geliehenem Geld gekauft habe… Das Ende ist bekannt, der Crash zerstörte nicht nur Milliarden an Wert sondern – und das ist viel schlimmer – ganz viel Vertrauen in die Börsenkultur.
Verbrannte Finger 2.0 – Billigbroker und die Zocker
Zwar ist der Crash um die Jahrtausendwende jetzt lange vorbei, aber es schein, als ob sich die Geschichte wiederholt. Smartphones sind weit verbreitet und neue Broker wie Justtrade, Scalable Capital oder Trade Republic laden dazu ein (fast) ohne Kosten Wertpapiere, ETF oder auch Derivate zu handeln. Das ganze läuft schnell und smart über Apps und lädt vor allem junge und unerfahrene Menschen zum Zocken ein.
Hinzu kommt: Die jungen Leute, die zum Beispiel letztes Jahr während des ersten Lockdown angefangen haben, stehen heute mit ihren Depots ganz schön gut da. Bekannte Unternehmen aus ihrer Welt, wie z.B. Zalando oder Tesla haben ordentlich an Wert gewonnen. Ein super Partythema – ok, gibt’s gerade nicht im Lockdown – aber das funktioniert ja auch über WhatsApp hervorragend. Es dürfte nicht viele geben, die sich dem Trend „Schnelles Geld an der Börse“ entziehen wollen. Die steigenden Userzahlen der Gratisbroker unterstreichen das. Doch wissen die Nachwuchs Spekulanten, dass die Börse ist keine Einbahnstrasse ist? Eventuell stehen viele junge Leute noch am Rand und waren auf einen kleinen Kursrutsch um auch dabei zu sein. Die hippe Tesla, das sympathische Zalando…KGV, was ist n das?
Was aber, wenn der Kursrutsch dann doch stärker wird und das erste Ersparte plötzlich futsch ist?
Entstehen einer neuen Aktienkultur wünschenswert
Oder sehe ich das wieder alles zu pessimistisch? Haben die jungen Leute nicht doch gemerkt, dass Rendite auf dem Jeanssparbuch schon lange nicht mehr machbar ist? Es wäre sehr zu begrüßen, wenn der Blick zurück 20 Jahre nach dem Platzen der Dotcom Blase verblassen würde und wir alten Hasen zusammen mit den jungen Wilden mehr auf Aktien als Anlageform setzen würden. Doch dazu braucht es immer noch mehr Aufklärung und vor allem Wissen rund um Wirtschaft. Solange hier nicht nachgebessert wird, z.B. in der Schule mit entsprechenden Fächern, wird in vielen Fällen notgedrungen die Anlageform Aktie zum Glücksspiel. Das wäre dann doch wirklich zu schade.
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