Crashgefahr

Leerverkäufe – das Geschäft mit dem Crash

Na auch in den letzten Tagen Angst bekommen, als es nach unten ging? Crashangst? Angst, dass der Depotwert so richtig unter die Räder kommt und die schönen Gewinne sich in Luft auflösen? Oder sind Sie ganz ruhig geblieben, im Vertrauen darauf, die richtigen Aktien im Depot zu haben? Wenn man ehrlich ist, war das ja auch nur eine gesunde Kurskorrektur im Zuge noch höherer Kurse. Die 200 Tage Linie, bei deren Unterschreiten es wirklich hätte gefährlich werden können wurde nicht annährend erreicht. DAX 10.000 da war doch was. Die Reduzierung der FED Anleihekäufe ist ja auch nur eine Reduzierung. Es wird also nur etwas weniger Geld ins Finanzsystem gepumpt. Gepumpt wird aber weiterhin – vor allem auch in Japan. Schon vergessen? Und irgendeine Idee, wo das Geld hin soll? Es dürfte in naher Zukunft noch weiter hohe DAX Stände geben.

Und doch hat die Kurskorrektur den Anlegern wieder einmal vor Augen geführt, dass die Börse keine Einbahnstraß ist. Einige werden sich wohl auch mal wieder Gedanken gemacht haben, was zu tun ist, wenn die Bären das Parkett wieder rocken. Eine Möglichkeit wäre, den ganzen Krempel zu verkaufen und sich vom Teufelszeug Aktien wieder zu verabschieden. Ich unterstelle mal hier, dass sich viele Deutsche erst seit Kurzem wieder für Aktien interessieren und so auch erst auf ein paar Gewinnen sitzen, die schnell wieder verflogen sind, wenn es für ein paar Hundert Punkte nach unten geht. Dann lieber doch das Geld auf dem Tagesgeldkonto verrotten lassen – und damit das Geld zu entwerten.

Short gehen ist verpönt – doch fast alle sind dabei

Es gibt aber auch die Möglichkeit sich gegen Kursverluste abzusichern. Short zu gehen bzw. auf fallende Kurse zu setzen ist aber bei Otto Normalanleger nicht weit verbreitet. Und beliebt schon gar nicht. Gelten Sie doch als Inbegriff des Spekulantentums. Raubtierkapitalismus. Man sollte es verbieten. Und genau darüber wird immer wieder geredet, sobald ein Kurs auf Talfahrt geht. Doch ist das so einfach? Oder gehört die Wette auf fallende Kurse nicht gleichgesetzt mit der auf steigende? Beides sind Spekulationen, wo ist da der Unterschied?

Crashgefahr
Auch an der Börse gilt: Wer nicht abstürzen will, muss sich absichern

Fakt ist, dass seit der Finanzkrise die Politik ihr Augenmerk auf Short Spekulationen gelenkt hat. Vor allem die ungedeckten Leerverkäufe wurden an den Pranger gestellt und verboten. Sowas würden Privatanleger doch auch niemals machen. Oder tun sie es nicht schon längst? Denn viele Anleger wollen sich nicht mit Finanzderivaten wie Put Optionen auseinandersetzen. Sie setzen vielmehr auf Short-ETFs zur Absicherung, die steigen wenn z.B. der Dax fällt – und umgekehrt. Und genau hier lauert die Gefahr, selbst Handlanger der Finanzindustrie zu werden, denn der Emittent der Short ETF hat natürlich die Aktien bereits geliehen und leer verkauft. Aber wer verleiht die Aktien? Der, der massenhaft davon besitzt. Zum Beispiel ein Aktienfonds in dem so mancher Anleger auch sein Geld investiert hat und dessen Verlustrisiko er dann mit einem Short ETF absichert. Der Wahnsinn hat also Methode. Nach Angaben der Fondsgesellschaft BlackRock sind heute Wertpapiere im Wert von rund 1,9 Billionen Dollar verliehen, mehr als 13 Billionen Dollar stehen für Leihgeschäfte zur Verfügung. Und da ist eben auch das Geld von Anlegern drin, die Wetten auf fallende Kurse weder gut heißen noch jemals unterstützen würden.

Leerverkäufe tragen zur Preisbildung  bei

Doch sind Leerverkäufe per se schlimm? Eigentlich doch nicht, denn jedem Käufer einer Aktie steht ja auch immer ein Verkäufer gegenüber, der davon überzeugt ist, dass die Aktie auf diesem Niveau zu teuer ist. Warum sollte er sonst verkaufen? In diesem Fall kann er eben auch dagegen wetten, was letztlich auch zu einer fairen Preisbildung der Aktie beitragen sollte. Denn wenn er falsch liegt, wird es für ihn teuer. Denn neben der Leihgebühr muss er die Aktie in einer gewissen Leihfrist wieder zurückgeben. Shorties haben sich die Bilanzen des geshorteten Unternehmens, sowie deren Geschäftsaussichten also idealerweise sehr sehr genau angesehen.

Foto: weatherbox/sxc.hu