Die Börse denkt nicht weit genug. Spaniens Bankenrettung bringt keine Erholung an den Börsen

So war es eigentlich auch zu erwarten. Als Spaniens dann endlich doch noch sein Hilfegesuch bei der EZB einreichte, legten die Börsen europaweit den Turbo ein.  Alle Anlageklassen, allen voran natürlich die Aktien, erholten sich kräftig, bevor, ja bevor dann doch einer in der Herde mal sein Hirn dazuschaltete.

Zwar haben die Finanzminister der Eurozone den spanischen Banken bis zu 100 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, aber keiner fragt sich woher das Geld denn so kommt. Und ob mit dem Geld den Spaniern auch Reformen aufgedrückt werden. Und ob das lange Zögern der Spanier nicht gerade Beweis dafür ist, wie reformunwillig südliche Länder eigentlich sind? Hauptsache, Spaniens Banken sind erstmal gerettet? Ohne Gegenleistung! Oha.

Das alles ist wieder einmal zu kurz gedacht – leider!

Denn wohin wird die Nehmermentalität langfristig führen und wie hoch wird die Angstprämie ab sofort für künftige spanische Anleihen sein? Was wenn jetzt auch noch Italien….  Ach ja: am 17. Juni wählen die Griechen auch wieder.  Wer rechnet da wirklich mit einem ProEuropäischen Ausgang? Dazu blicken  griechische Politiker neidvoll nach Madrid: Denn Spanien muss trotz Milliardenhilfen nicht so dramatisch sparen wie Griechenland. Daher versucht das Linksbündnis Syriza den strikten Sparauflagen zu entkommen.

Und zack geht die Euro Krise wieder in die Vollen

Auch wenn die  Aktienkurse zur  Zeit  mehr als auf Unternehmensnachrichten reagieren und sich so für mutige Anleger kein schlechtes Umfeld zum Kauf bietet: Schalten Sie Ihr Hirn ein! Zwar behaupten Anlagestrategen, dass viele Aktien zu Schnäppchenpreisen zu haben sind. Aber irgendwann in naher Zukunft  wird die Börse die Mär der gelösten Schuldenkrise durchschauen –  stagnierende bis fallende Kurse inklusive. Manchmal steht man eben lieber noch etwas an der Außenlinie, statt mittendrin zu sein.

 

Ein Kommentar

  1. „Dass Schuldenaufnahmen nur möglich sind, wenn ein anderer Geld übrig hat und zum Verleih bereit ist, kann als bekannt vorausgesetzt werden (nur nicht bei denen, die an das Hirngespinst einer „Geldschöpfung der Geschäftsbanken“ glauben). Weniger bekannt ist dagegen, dass die leihweise Aufnahme solcher überschüssiger Geldmittel nicht nur möglich, sondern in jeder Volkswirtschaft zwingend notwendig ist! Denn ohne die Rückführung über Kredite in den Kreislauf würden sie als Kaufkraft in der Wirtschaft fehlen. Als Folge käme es zu Unterbrechungen des Geldumlaufs und damit, in Höhe der Ersparnis, zu Nachfrageausfällen.
    …Normalerweise werden solche Ersparnisbildungen durch die Kreditaufnahmen anderer Wirtschaftsteilnehmer geschlossen, vor allem über Investitionen der Unternehmen. Gehen jedoch die Ersparnisbildungen über deren Bedarf hinaus, dann versucht man – nicht zuletzt durch exzessive Ausweitungen der Werbung – die Privathaushalte zum Kauf auf Pump anzuregen, wie das bereits in den 1960er Jahren zunehmend der Fall war. Da aber auch dieser Ausweg seine Grenzen hatte und die Geldvermögen immer rascher zunahmen, blieb schließlich nur noch der Staat zur Schließung des Kreislaufs übrig.
    …Die Staaten sind also, nach den Gesetzmäßigkeiten unseres heutigen Geldsystems, in Fällen überschüssiger Ersparnisbildungen zur Ausweitung ihrer Schulden gewissermaßen gezwungen. Und das heißt im Umkehrschluss, dass die Staaten in unseren Tagen ihre Schuldenaufnahmen nur dann abbremsen oder gar herunterfahren können, wenn Unternehmen oder Privathaushalte ihre Kreditaufnahmen ausweiten würden. Geschieht dies nicht im ausreichenden Umfang, dann versuchen die Besitzer dieser weiter wachsenden Vermögensmassen schließlich, ihre Gewinne über fragwürdige Finanzanlagen und Spekulationsgeschäfte hereinzuholen. Welche Folgen das wiederum hat, haben wir in den letzten zehn Jahren erlebt. Daraus ergibt sich, dass ein wirkungsvolles und unproblematisches Abbremsen der ständig wachsenden Schulden nur dann möglich wäre, wenn dies bei den Geldvermögen vorausgehen würde. Und das heißt wiederum, wenn man jenen Vermehrungs-Automatismus dieser Geldvermögen, der aus dem Zins- und Zinseszins-Effekt resultiert, anstatt der Schuldenzunahme abbremsen würde. Ein Abbau, der sich automatisch einstellt, wenn man, über einen geregelten Umlauf des Geldes, für ein marktgerechtes Absinken der Zinssätze und – in gesättigten Volkswirtschaften – deren Pendeln um die Nullmarke sorgt.“

    Helmut Creutz (aus HUMANE WIRTSCHAFT 02/2012)

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