Boersenrallye 2024

Aktuelle Börsenrallye – 6 Anzeichen für einen Crash

Ist die aktuelle Börsenrallye irrational oder stehen wir kurz vor einer Korrektur?

Die Börsen weltweit erleben derzeit eine beeindruckende Rallye, die Investoren und Analysten gleichermaßen fasziniert. Inmitten dieses Aufschwungs gibt es jedoch warnende Stimmen, die vor einer möglichen Marktkorrektur warnen. Zu diesen Stimmen gehört der UBS-Stratege Andrew Garthwaite, der acht potenzielle Warnzeichen einer Aktienmarktblase skizziert hat – von denen bereits sechs erfüllt sind. Wir beleuchten die Gründe für die derzeitige Rallye und schauen uns die Faktoren, die auf eine bevorstehende Korrektur hinweisen könnten, an.

Die Treiber der Börsenrallye 2024

Die jüngste Rallye an den Aktienmärkten wurde durch eine Kombination mehrerer Faktoren befeuert. Erstens hat die expansive Geldpolitik der Zentralbanken weltweit die Liquidität erheblich erhöht. Niedrige Zinssätze und umfangreiche Anleihekaufprogramme haben dazu geführt, dass Investoren auf der Suche nach Renditen in Aktien investieren. Diese Liquiditätsschwemme hat die Aktienkurse in die Höhe getrieben.

Zweitens haben die fiskalpolitischen Maßnahmen der Regierungen, insbesondere in den USA und Europa, zur Stabilisierung der Wirtschaft während der Pandemie beigetragen. Umfangreiche Konjunkturpakete und Hilfsprogramme haben die Konsumausgaben gestützt und das Vertrauen der Investoren gestärkt.

Drittens hat die Wiedereröffnung der Wirtschaft nach den COVID-19-bedingten Lockdowns zu einer starken Erholung der Unternehmensgewinne geführt. Viele Unternehmen haben ihre Gewinne übertroffen und positive Prognosen abgegeben, was die Aktienkurse weiter angetrieben hat.

Anzeichen für eine bevorstehende Korrektur

Trotz der positiven Stimmung gibt es mehrere Anzeichen, die auf eine mögliche Korrektur hindeuten. Andrew Garthwaite von UBS hat in seiner jüngsten Analyse acht potenzielle Warnzeichen einer Aktienmarktblase skizziert – von denen bereits sechs erfüllt sind. Diese Warnzeichen sind:

  1. Hohe Bewertungen: Aktien sind im Vergleich zu historischen Maßstäben teuer. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) vieler Aktien liegt weit über dem Durchschnitt, was auf eine Überbewertung hinweist.
  2. Übermäßiger Optimismus: Es herrscht eine weitverbreitete Euphorie unter Investoren. Dies zeigt sich in der hohen Anzahl von Neuemissionen und dem starken Anstieg von Technologieaktien, die trotz mangelnder Gewinne hohe Bewertungen aufweisen.
  3. Geringe Volatilität: Die Volatilität an den Märkten ist ungewöhnlich niedrig. Dies kann darauf hindeuten, dass Investoren die Risiken unterschätzen und sich in trügerischer Sicherheit wiegen.
  4. Hebelwirkung: Es gibt einen signifikanten Anstieg der Kreditaufnahme zum Zwecke des Aktienkaufs. Dies verstärkt die Marktrisiken, da Investoren bei einem Kursrückgang gezwungen sein könnten, ihre Positionen schnell zu liquidieren.
  5. Spekulative Aktivitäten: Die Zunahme von spekulativen Aktivitäten, wie der Handel mit Kryptowährungen und sogenannten Meme-Aktien, deutet auf eine spekulative Blase hin.
  6. Schwaches Wachstum der Geldmenge: Trotz der expansiven Geldpolitik wächst die Geldmenge nur langsam, was darauf hindeutet, dass die Wirtschaft nicht in dem Maße wie die Aktienmärkte wächst.

Zwei wichtige Bedingungen für eine gefährliche Blase und damit einhergehend einer deutlichen Korrektur sich aber derzeit (noch) nicht erfüllt: eine ultraliquide Geldpolitik und das sehr lange Fehlen einer bedeutsamen Korrektur. Das spricht gegen einen Crash, wachsam sollte man aber trotzdem bleiben.

Historische Beispiele für Marktkorrekturen

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Börsenrallyes oft abrupt enden können. Zwei Beispiele aus der jüngeren Geschichte verdeutlichen dies:

  1. Dotcom-Blase (2000): In den späten 1990er-Jahren erlebte die Technologiebranche eine massive Hausse, die durch Spekulation und Überbewertung vieler Internetunternehmen angeheizt wurde. Als die Blase 2000 platzte, verloren die Aktienmärkte erheblich an Wert, und viele Unternehmen gingen insolvent. Investoren, die rechtzeitig die Warnsignale erkannt hatten, konnten ihre Verluste minimieren.
  2. Finanzkrise (2008): Die Finanzkrise von 2008 ist ein weiteres Beispiel dafür, wie schnell eine Rallye in eine tiefe Rezession umschlagen kann. Die übermäßige Vergabe von Subprime-Hypotheken und die daraus resultierenden Risiken führten zu einem Zusammenbruch des Finanzsystems. Auch hier waren die Bewertungen vieler Finanzinstitute vor der Krise sehr hoch, und die anschließende Korrektur war heftig.

Strategien zur Absicherung gegen eine Korrektur

Angesichts der genannten Risiken ist es für Investoren wichtig, sich auf eine mögliche Korrektur vorzubereiten. Hier sind einige Strategien, die dabei helfen können:

  1. Diversifikation: Eine breite Diversifikation des Portfolios kann das Risiko verringern. Investoren sollten nicht nur in Aktien, sondern auch in andere Anlageklassen wie Anleihen, Rohstoffe und Immobilien investieren. Eine gute Mischung kann die Volatilität reduzieren und die Auswirkungen einer Korrektur abmildern.
  2. Qualitätsaktien: Investitionen in Qualitätsaktien mit soliden Fundamentaldaten, starken Bilanzen und nachhaltigen Geschäftsmodellen können ebenfalls Schutz bieten. Diese Unternehmen sind in der Regel widerstandsfähiger gegenüber Marktschwankungen.
  3. Stop-Loss-Order: Die Verwendung von Stop-Loss-Ordern kann helfen, Verluste zu begrenzen. Diese Orders lösen automatisch den Verkauf einer Aktie aus, wenn deren Kurs einen bestimmten Wert unterschreitet, und schützen so das Kapital der Investoren.
  4. Liquiditätsreserve: Es ist ratsam, eine Liquiditätsreserve zu halten, um bei einer Korrektur flexibel reagieren zu können. Diese Reserve kann genutzt werden, um während eines Marktrückgangs günstig Aktien nachzukaufen und langfristig von niedrigeren Einstiegskursen zu profitieren.

Fazit: Wachsam bleiben und Chancen nutzen

Die aktuelle Börsenrallye bietet zweifellos Chancen für Investoren, birgt jedoch auch erhebliche Risiken. Die Analyse von Andrew Garthwaite und anderen Experten zeigt, dass eine Korrektur jederzeit eintreten kann. Überbewertung, Inflationsrisiken und geopolitische Unsicherheiten sind ernst zu nehmende Warnsignale.

Investoren sollten daher wachsam bleiben und ihre Portfolios regelmäßig überprüfen. Eine durchdachte Diversifikationsstrategie, Investitionen in Qualitätsaktien, die Nutzung von Stop-Loss-Order und das Vorhalten einer Liquiditätsreserve sind sinnvolle Maßnahmen, um auf mögliche Korrekturen vorbereitet zu sein. Letztendlich geht es darum, die Chancen der Rallye zu nutzen, ohne die Risiken aus den Augen zu verlieren.