Vorzugsaktie oder Stammaktie - Unterschiede der Aktiengattung

Vorzugsaktie oder Stammaktie – (k)eine Frage des Geschmacks

Herzlich Willkommen in der Welt der Wertpapiere. Sie hat jede Menge lukrative Angebote, wie z.B. Festverzinsliche Anleihen, Wandelanleihen, ETF und Fonds, aber auch Einzelaktien. Doch halt, Aktien sind nicht gleich Aktien. Da gibt es Stammaktie und Vorzugsaktie. Wir erklären, worin der Unterschied besteht und welche Spekulation man mit den beiden Aktiengattungen eingehen kann.

Was ist der Unterschied zwischen Stammaktie und Vorzugsaktie?

Meistens hat man es bei Aktien mit Stammaktien zu tun. Sie verbriefen einen Anteil am Unternehmensgewinn und – genau da liegt der Unterschied zu Vorzugsaktien – auch jeweils ein Stimmrecht. Meistens hat jede Stammaktie auch eine Stimme auf der Hauptversammlung. Besitzt man als etwa 80 Daimler AG Aktien, kann man auf der Hauptversammlung mit 80 Stimmen bei jeder Abstimmung mitmachen, z.B. wenn es um die Frage geht, ob der Vorstand entlastet werden soll oder nicht.

Die Stimmrechte sind aber ja immer so ein zweischneidiges Schwert – gerade bei Unternehmen, die von großen Familien beherrscht werden. Da kann so eine Abstimmung ja auch mal in die Hose gehen, vor allem, wenn man sein Kapital aufstocken möchte. Doch mehr Anteilseigner bedeutet auch größeres Risiko bei Abstimmungen. Die Lösung wäre: Geld einsammeln aber keine Mitsprache gewähren. Die Lösung heißt: Vorzugsaktie.

Garantierte Dividende für Vorzugsaktien

Durch zwei Aktiengattungen bleiben die Stimmrechte (Stammaktien) fest in der Hand der Großaktionäre, während die Vorzüge kein Mitspracherecht verbriefen. Damit Anleger da auch mitmachen, muss man ihnen natürlich was anbieten. Meist ist dieses Bonbon eine etwas höhere Dividende. Der Unterschied ist dabei meistens nur gering und liegt größtenteils im Centbereich. Allerdings haben Vorzugsaktionäre einen Anspruch auf Dividende, selbst wenn diese für das Gesamtjahr gekappt wird. Während die Stämme dann leer ausgehen, bekommen die Vorzüge wenigstens etwas Kleingeld überwiesen.

Hat das Unternehmen nicht mal dafür Geld, kann die garantierte Dividende nachgezahlt werden. Vorzugsaktionäre werden gegenüber den Stammaktionären in Bezug auf die Ausschüttung auch bevorzugt behandelt. Erst wenn alle Dividenden den Vorzugsaktionären bezahlt sind, kommen die Stammaktionäre zu ihrem Recht.

Vorzugsaktie oder Stammaktie

Stammaktie oder Vorzugsaktie

Bewertungsunterschied zwischen Stammaktie und Vorzugsaktie

Sieht man sich die Kurse von Stamm- und Vorzugsaktien eines Unternehmens an, so fällt auf, dass die Vorzüge größtenteils wesentlich billiger sind, als die Stämme. Das liegt daran, dass meistens nur die Stämme in größeren Indizes vertreten sind und somit eher von Index-abbildenden Fonds gekauft werden, als die kleine Schwester. Dennoch schwebt über der kleinen Schwester ein ganz charmanter Ausblick: Einige Unternehmen verschmelzen ihre Vorzüge nämlich mit den Stammaktien. Wenn das passiert, wird nicht etwa der Mittelwert der beiden Gattungen genommen, sondern die Vorzüge werden 1:1 in Stämme gewandelt. Man wurde also über Nacht zum Stammaktionär, mit entsprechendem Aufschlag auf den Aktienkurs.

Höhere Dividenden, gepaart mit niedrigerem Einstiegskurs und der Aussicht aus Wandlung in Stämme: Vorzugsaktien sind vor allem für Kleinaktionäre eine gute Alternative zu den stimmberechtigten Unternehmensanteilen. Wer aber Wert auf ein Mitspracherecht an einem Unternehmen legt, kommt an den Stämmen nicht vorbei.

Drei börsennotierte Unternehmen mit Vorzugs- und Stammaktien

1. Volkswagen AG (WKN: 766403 für Stammaktien, WKN: 766400 für Vorzugsaktien)

Die Volkswagen AG, einer der größten Automobilhersteller der Welt, bietet sowohl Stammaktien als auch Vorzugsaktien an. Während die VW Vorzugsaktien im Dax gelistet sind, gehören die Stämme keinem großen Index an. Das liegt daran, dass die meisten Stammaktien in den festen Händen der Familien Porsche und Piëch liegen.

Spekulation zur Umwandlung: Es gibt gelegentlich Spekulationen darüber, dass Volkswagen seine Vorzugsaktien in Stammaktien umwandeln könnte, insbesondere um die Unternehmensstruktur zu vereinfachen und die Liquidität zu erhöhen. Bisher hat das Unternehmen jedoch keine konkreten Schritte in diese Richtung unternommen.

2. BASF SE (WKN: BASF11 für Stammaktien, WKN: BASF12 für Vorzugsaktien)

BASF SE, ein führendes Unternehmen in der Chemieindustrie, bietet ebenfalls sowohl Stamm- als auch Vorzugsaktien an. BASF ist bekannt für seine breite Produktpalette, die von Chemikalien über Kunststoffe bis hin zu landwirtschaftlichen Lösungen reicht.

Spekulation zur Umwandlung: BASF hat in der Vergangenheit keine Anzeichen dafür gegeben, dass eine Umwandlung der Vorzugsaktien in Stammaktien geplant ist. Die Struktur mit beiden Aktiengattungen bleibt bestehen, da sie sowohl Investoren anspricht, die an höheren Dividenden interessiert sind (Vorzugsaktien), als auch jene, die Stimmrechte ausüben möchten (Stammaktien).

3. BMW AG (WKN: 519000 für Stammaktien, WKN: 519003 für Vorzugsaktien)

Die BMW AG, ein weiterer Automobilriese, bietet auch sowohl Stamm- als auch Vorzugsaktien an. BMW ist weltweit für seine Luxusfahrzeuge und Motorräder bekannt und genießt eine starke Marktposition im Premiumsegment.

Spekulation zur Umwandlung: Auch bei BMW gibt es gelegentlich Diskussionen über eine mögliche Umwandlung der Vorzugsaktien in Stammaktien. Allerdings hat das Unternehmen keine offiziellen Pläne oder Ankündigungen in dieser Richtung gemacht. Die duale Aktienstruktur bleibt bestehen, um unterschiedlichen Anlegerbedürfnissen gerecht zu werden.

Die drei Unternehmen – Volkswagen AG, BASF SE und BMW AG – zeigen deutlich, wie sich Vorzugs- und Stammaktien in ihrer Bewertung unterscheiden können. Der Hauptgrund für diese Unterschiede liegt in den mit den Aktien verbundenen Rechten und Vorteilen. Wie bereits erklärt, bieten Stammaktien Stimmrechte und damit einen direkten Einfluss auf die Unternehmensführung, was sie tendenziell teurer macht. Vorzugsaktien bieten hingegen oft höhere Dividenden als Ausgleich für das fehlende Stimmrecht, was sie für einkommensorientierte Investoren attraktiv macht.

Die Spekulationen über eine Umwandlung von Vorzugs- in Stammaktien sind bei allen Unternehmen vorhanden, jedoch gibt es bisher keine konkreten Pläne, dies umzusetzen. Unternehmen behalten diese duale Struktur bei, um verschiedene Anlegergruppen anzusprechen und flexibel auf deren Bedürfnisse einzugehen.