Stagflation – die Kombination aus hoher Inflation und wirtschaftlicher Stagnation bereitet immer mehr Anlegern Sorge. Immer mehr Menschen wollen daher ihr Ersparte in Sicherheit bringen. Ganz vorne mit dabei sind dann Sachwerte. Auch Aktien sind Sachwerte, allerdings birgt eine Stagflation auch Risiken für viele Aktien. Der Grund leuchtet ein: Viele Unternehmen sehen sich bei steigenden Produktionskosten mit einer gleichzeitig fallenden Nachfrage konfrontiert. Als Resultat dürften viele Aktienkurse eher fallen. Mit einer Ausnahme: Aktien von Unternehmen, die Preisfestsetzungsmacht besitzen oder schlicht und einfach täglich gebraucht werden und damit einer hohen Nachfrage einhergehen.
Dazu zählen Unternehmen der Nahrungsmittelbranche, Rohstoffunternehmen oder Pharmahersteller. Doch nicht jedes Unternehmen ist dann gleich aussichtsreich, es kommt neben den Aussichten für die Branche immer auch auf die Bewertung der Aktien an. Wie aber bewertet man eine Aktiengesellschaft, um die Perlen herauszufinden?
Kennzahlen zur Bewertung von Aktien
Bevor man neue Wertpapiere in sein Portfolio legt, sollte man sich die wichtigsten Kennzahlen der Aktien ansehen. Diese findet man entweder auf den einschlägigen Finanz- und Börsenseiten im Internet, aber auch im Wirtschaftsteil der großen Zeitungen. Allen voran genießt das Kurs-Gewinn-Verhältnis, auch KGV abgekürzt, die meiste Bedeutung. Dabei wird der aktuelle Kurs durch den Unternehmensgewinn des Vorjahres geteilt. Das so ermittelte KGV zeigt dann ansehnlich, wie viele Jahre ein Unternehmen benötigen würde um den aktuellen Börsenwert zu erwirtschaften. Dabei gilt die Faustregel, dass Unternehmen in Wachstumsbranchen ein höheres KGV zugebilligt wird, als Firmen mit etabliertem Geschäftsmodell aus der sogenannten Old Economy. Das KGV relativiert dann ganz schnell gehypte Aktien, wie etwa Tesla mit einem KGV von 160. Ein KGV unter 15 gilt allgemein als günstig.
Das KGV kann allerdings immer schön gerechnet werden, indem man zum Beispiel statt des aktuellen Kurses den letzten Kurs im Jahr zur Berechnung heranzieht. Man sollte daher immer auch eine zweite Kennzahl zur Bewertung von Aktien heranziehen.
Dabei finde ich das KUV, das Kurs-Umsatz-Verhältnis sehr hilfreich, denn während der Gewinn eines Unternehmens geschönt werden kann, ist der Umsatz kaum manipulierbar. Ähnlich der Berechnung des KGV wird beim KUV der Umsatz ins Verhältnis zu aktuellen Börsenwert gesetzt. Wenn man sehr konservativ an Aktienbewertungen herangeht, dann ist ein KUV unter 1 günstig. Da bei der Betrachtung des KUV aber die Kostenseite komplett ausgeklammert wird, ist auch das KUV niemals alleine als Entscheidung für oder gegen eine Aufnahme der Aktie ins Depot entscheidend.
Eine sehr sinnvolle Bewertungsgrundlage bietet auch das KCV, das Kurs-Cashflow-Verhältnis. Es gibt an, wie viel Geld einem Unternehmen im Geschäftsjahr zufließt und ist wenig manipulierbar. Casflow ist die Differenz aus Einnahmen und Kosten und liegt höher als der Unternehmensgewinn, weil Steuern, Zinsen und Abschreibungen nicht berücksichtigt werden. Der Cashflow zeigt die Liquidität des Unternehmens an.
Dividendenrendite eignet sich nicht zur Bewertung einer Aktie
Bei einer Entscheidung für oder gegen eine Aktie, sollte man also niemals nur eine Kennziffer heranziehen, sondern mehrere Bewertungskennzahlen sich anschauen. Ich rate von einer Kaufentscheidung aufgrund der Dividendenrendite z.B. ab, daß eine hohe Dividendenrendite auch durch aus einem stark gefallenen Kurs resultieren kann. Dividenden können zudem steigen, fallen oder auch ganz ausfallen. Letzteres dürfte im Stagflationsfall eher die Regel, als die Ausnahme sein.