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Not macht erfinderisch: Postbank will kostenloses Girokonto abschaffen – kommen als nächstes Minuszinsen?

Harte Zeiten kommen auf die Deutschen als Volk der Sparer zu. OK, sie sind schon hart – die Zeiten meine ich – immerhin verdient man mit dem Sparbuch ja nichts mehr, aber die Einlage ist wenigstens sicher. Kann nicht schlimmer werden? Doch! Blöd ist nämlich, dass die Nullzinspolitik der EZB die Banken noch härter trifft: Sie zahlen nämlich sogar Strafzinsen und trotzdem juckt es ihnen in den Fingern, diese auch an ihre Kunden weiterzugeben. Wetten?

Alles was sie davon abhält ist Angst. Angst davor damit anzufangen, denn ein Aufschrei wäre die Antwort und ein Kundenschwund würde folgen. Aber sobald einer damit anfängt, werden sie alle nachziehen. Bis dahin muss das Geld eben anderweitig fließen und zwar so, dass alle damit leben können und auch leben müssen: Das kostenlos Girokonto steht auf der Kippe. Wurde zu früheren Zinszeiten das kostenlose Girokonto quasi durch Erträge auf die Einlagen der Kunden subventioniert, so fällt dies nun flach, im Gegenteil, die Einlagen kosten jedes Institut Geld. Das wird nicht mehr lange gut gehen.

Kein Grundrecht auf kostenlose Bankleistungen

postbank
Kunde der Postbank: Das kostenlose Girokonto soll abgeschafft werden.

Die Postbank stösst gerade die Diskussion um das kostenlose Girokonto an und ist damit einmal mehr Vorreiter im Nachdenken um neue Kostenstrukturen im Bankenwesen. Sie war es nämlich auch, die vor einem Jahr 99 Cent Gebühr für beleghafte Überweisungen eingeführt hatte – Aufschrei inklusive. Aber kurze Zeit später zogen viele Banken nach – getreu dem Motto: Was der eine tut, müssen wir notgedrungen auch machen.

Jetzt also überlegt die Postbank das Girokonto wieder etwas kosten zu lassen. Andere Banken werden schnell nachziehen – das kostenlose Konto dürfte schnell Geschichte sein.

Next Stop Minuszinsen?

Und so wird es eben auch nicht mehr lange dauern, bis sich das erste Geldinstitut aus der Deckung wagt und eben auch die Negativzinsen weiterreichen wird. Das könnte durchaus wieder die Postbank sein, aber sie wird nicht die einzige bleiben.

Foto: boersenblog.biz

Kristian Kretschmann

beschäftigt sich seit über 15 Jahren mit Wirtschaft und wurde schnell Fan von Aktien, Aktienfonds und sonstigen Alternativen zum Sparbuch. Auf www.boersenblog.biz veröffentlicht er seine Gedanken zu interessanten Unternehmen, deren Aktien, sowie wirtschaftlichen Zusammenhängen. Das alles aber immer subjektiv und daher gilt: Alle Inhalte dienen nur zur Unterhaltung und stellen keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder anderen Finanzmarktinstrumenten dar. Gemäß §34b WpHG weise ich darauf hin, dass der Autor dieses Blogs Aktien der jeweils angesprochenen Unternehmen hält oder halten könnte und somit ein möglicher Interessenkonflikt besteht. Erklärung von in diesem Artikel gebrauchter Börsenbegriffe.

Ein Gedanke zu „Not macht erfinderisch: Postbank will kostenloses Girokonto abschaffen – kommen als nächstes Minuszinsen?

  • Das war ja irgendwann zu erwarten, bei der 0 Prozent Politik der EZB, das auch die Kontoführung bald etwas kosten muss. Die Banken haben kaum eine andere Möglichkeit als die Kosten für Geld das bei Ihnen hereinkommt wieder hereinzuholen. Aus wirtschaftlicher Sicht verstehe ich das, als Verbraucher ist es mir ein Dorn im Auge.
    Stichwort Minuszinsen: Wenn man sogar mitbekommt, das mittlerweile selbst die Sparkassen bei Gewerbetreibenden und Selbständigen enorm für Bareinzahlungen kassieren wollen:
    http://www.br.de/nachrichten/oberpfalz/inhalt/bank-hohe-gebuehren-sparkasse-100.html

    Da fragt man sich doch unweigerlich, wo soll das nur hinführen und wer folgt alles diesem Beispiel?

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