Roche Novartis Trennung

Novartis will sich von seinen Roche Anteilen trennen. Das dürfte kein Fehler sein.

Big ist beautiful – so klang es Anfang des Jahrtausends zuhauf in den Vorstandsetagen der großen Konzerne. Es wurden Hochzeiten im Himmel geschmiedet und später wieder kleinlaut geschieden. So auch in der Schweiz, als man bei Novartis auf die Idee kam die schöne Nachbarstochter Roche zu bezirzen. Daniel Vasella, der damalige Novartis-Chef kaufte kurzerhand 20 % der Aktien des Konkurrenten auf und stockte später auf 33 % auf. Und obwohl auch das Roche Management einer Fusion nicht wirklich abgeneigt gegenüber stand, hatten die beiden Verliebten die Rechnung ohne die Eltern in Form der Roche-Erben gemacht. Diese besitzen nämlich 50,01 % der Aktien und wollten die schöne Tochter lieber unabhängig sehen.

Novartis besitzt rund ein Drittel der Roche Aktien

Schlecht war der Deal trotzdem nicht für Novartis. Abgesehen von den stetigen Dividendenzahlungen hat sich auch der Kurs der Roche Anteile seit dem Kauf verdoppelt. Nur was tun mit einer Beteiligung, die keinerlei strategischen Wert mehr besitzt? Das Kapital kann man als Unternehmen doch durchaus besser nutzen. Entweder durch den Einsatz in der Forschung nach neuen Blockbustern oder aber für die Tilgung von Finanzverbindlichkeiten. Immerhin steht Novartis mit über 16 Milliarden bei Gläubigern in der Kreide. Da käme ein Verkauf der Roche Anteile gerade gelegen. 13 Milliarden, wäre das Paket zurzeit Wert und Novartis auf einen Schlag fast Schuldenfrei.

roche-novartisGenau diese Gedankenspiele kommen nun aus dem Novartis Management. Richtig so, wann aber wäre der beste Zeitpunkt dafür? Liest man die einschlägigen Analystenreports, dann hat Roche ein Kursziel von 300 € und mehr. Aktuell steht der Kurs bei knapp 230 €, die Aktie gab es in den letzten Wochen aber auch schon für 210 €. Aufgrund des starken Franken hat der Nettogewinn bei Roche nämlich gelitten. Lediglich 9,1 Milliarden blieben in den Kassen von Roche hängen. Das sind natürlich massive Probleme, die andere Unternehmen gerne hätten.

Roche als Basisinvestment im Gesundheitssektor

Man muss es sich mal auf der Zunge zergehen lassen: 9,1 Milliarden Nettogewinn und das schickt den Kurs auf Talfahrt – keine Rede von den 70 Wirkstoffen, die aktuell in der Pipeline stecken, keine Rede vom wichtigen Krebsmittel, das die FDA (amerikanische Gesundheitsbehörde) beschleunigt zulässt. Ich meine, da läuft was gehörig schief. Roche ist sowieso ein Basisinvestment und auf diesem Niveau mehr als günstig zu haben. Das 2017er KGV ist mit 15 nicht zu hoch und die Dividendenrendite mit über 3 % auch ordentlich. Auch wenn Novartis  seinen Anteil an Roche auf den Markt wirft, wird das den Kurs nicht nachhaltig belasten – wenn überhaupt. Langfristig ist die Erhöhung des Streubesitzt positiv zu sehen. Allerdings kann sich Novartis mit dem Verkauf ruhig noch Zeit lassen und höhere Kurse zum Ausstieg nutzen.

Ein Ausstieg aus Roche dürfte also eine Win-Win-Situation für beide Seiten darstellen und damit  positive Aussichten für beide Aktien bieten. Und das kommt dann auch den Aktionären zugute, die mit den beiden Big Playern den Megatrend Gesundheit spielen wollen.