Kommt es wirklich zum Grexit, dem Austritt Griechenlands aus dem Euro?

Grexit, oder doch nicht? Was passiert bei einem Austritt Griechenlands aus dem Euro?

Schneller als in meinem Ausblick auf das Börsenjahr 2015 gedacht, hat nun die Diskussion um einen Austritt Griechenlands aus dem Euroraum begonnen. Der als Grexit bekannte Gedanke nimmt Formen an, da es im Januar zu Neuwahlen kommt und die könnte die radikale linke Partei Syriza um Alexis Tsipras gewinnen. Da dieser die Sparbemühungen für völlig überzogen hält und die Reformen am Liebsten zurücknehmen würde, sind die europäischen Märkte in heller Aufruhr. Das ganze wird dann auch noch durch die öffentlichen Gedankenspiele der Bundesregierung verstärkt, die angeblich einen Austritt der Griechen bereits durchspielt und damit Öl ins Feuer gießt. Doch steht uns wirklich eine Austritt bevor, oder ist das alles nur wieder Panikmache?

Was passiert bei einem Austritt Griechenlands aus dem Euro?

Richtig ist, dass der Rückkehr zur Drachme für das Land große Vorteile bringt: Eine eigene Währung würde sofort massiv abgewertet und damit die Wirtschaft wieder wettbewerbsfähig gemacht. Fraglich ist aber, ob Griechenland attraktive Exportartikel zu bieten hat. Außer Olivenöl und anderen Agrarprodukten fällt mir da spontan nicht wirklich was ein. Zwar gibt es mit Frigoglass einen weltweit beachteten Kühlgerätehersteller, der aber zur Zeit unter den Gegensanktionen Russlands zu leiden hat: Russland, Frigoglass mit wichtigster Handelspartner, hat einen Einfuhrstopp für Kühlschränke aus der EU verhängt… Es wäre also sinnvoll erstmal wirtschaftliche Stabilität aufzubauen. Wo aber ginge das besser als unter dem Schutz des Euros?

Kommt es wirklich zum Grexit, dem Austritt Griechenlands aus dem Euro?
Kommt es wirklich zum Grexit, dem Austritt Griechenlands aus dem Euro?

Apropos Euro: Bei einem Abkehr von ihm würde die Bevölkerung erst mal die Banken stürmen und ihr Erspartes in Sicherheit bringen, bevor das alles zu einer weichen Drachme wird. Das würde das Bankensystem wahrscheinlich nicht aushalten und zusammenbrechen. Dazu kämen, dass Griechenlands Schulden auf Euro lauten, die Drachme aber diese nicht 1:1 bedienen kann. Der Schuldenberg würde weiter wachsen. Ich kann mir nicht vorstellen, wer einem solchen Land Geld leihen würde, weder von privater noch von öffentlicher Hand: Griechenland wäre vom internationalen Kapitalmarkt abgeschnitten. Klar kann man sich da durchwurschteln, aber ohne Reformdruck würde es weiter bergabgehen. Was folgt ist Inflation, Arbeitslosigkeit und Armut, die dann irgendwann in Unruhen enden würden.

Keiner kann das wollen, auch Alexis Tsipras nicht. Und daher wird er – in bester griechischer Tradition – auch nach einem Wahlsieg wahrscheinlich seine vollmundigen Versprechen aus dem Wahlkampf kassieren. Der Druck aus den europäischen Geberländern, wie z.B. Frankreich und Italien, die es nicht so dicke haben, wie Deutschland, wird ein Übriges tun.

Trotzdem werden uns Anlegern in den Tagen vor den Wahlen (und bei einem tatsächlichen Wahlsieg in den Tagen danach) einige Achterbahnfahrten bevorstehen. Da in diesen Zeiten bekanntlich auch Qualitätsaktien zu Hauf über den Jordan gehen, empfiehlt es sich doch ein wenig Cash zum Aufsammeln bereit zu halten. Euros natürlich!

Foto: boersenblog.biz

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