Was tun mit Altbeständen, die in der Hausse komfortabel im Plus liegen? Verkaufen oder noch liegen lassen?

Den Finger am Abzug – Altbestände verkaufen oder abwarten?

Der tägliche Blick in die Zeitung verwöhnt meine Anlegeraugen. Der DAX lässt sich nicht kleinkriegen und die 10.000 Punkte sind ohnehin schon ausgemachte Sache. Noch viel schöner sehen hingegen die Nebenwerte Indizes, wie MDAX oder SDAX aus, gegen die der DAX wie ein fußkranker Lahmer ausschaut. Wunderschön, himmlisch und gefährlich. Da ich in meinem Depot auch einige Nebenwerte habe und das wirklich schon lange, stehen da auch mittlerweile fette Gewinne zu Buche. Aber eben auch nur zu Buche, Buchgewinne, nichts Realisiertes, also nichts. Das müsste man mal ändern. Doch blöderweise handelt es sich bei den Aktien um Käufe die ich vor 2009 getätigt habe und die damit zu den sogenannten Altbeständen zählen, deren Verkauf noch steuerfrei ist. Verkaufe ich also, ist die Freude kurz, denn der Gewinn wird – wie ich mich kenne – wieder in Aktien investiert. Und der dann daraus – klopfen wir mal aufs Holz – Gewinn müsste wiederum mit 25 % versteuert werden.

Warum also jetzt schon den steuerfreien Gewinn einstreichen, wenn die Aktie später noch viel mehr wert sein kann? Oder sie ist viel weniger Wert und dann ärgere ich mich nicht verkauft zu haben. Andererseits kann sie aber selbst nach einer Korrektur in ein paar Jahren auch wieder noch höher stehen als jetzt und dann hätte ich zu früh verkauft.

Abgeltungssteuer vs. Altbestand

Was tun mit Altbeständen, die in der Hausse komfortabel im Plus liegen? Verkaufen oder noch liegen lassen?
Was tun mit Altbeständen, die in der Hausse komfortabel im Plus liegen? Verkaufen oder noch warten?

Im Prinzip ist es doch so: Wenn eine Aktie ihr Kursziel erreicht, sollte man sie auf den Prüfstand stellen. Wie schauen die weiteren Kursaussichten aus, was macht das Geschäftsmodell, wie hoch ist das Unternehmen bewertet und würde ich die Aktie auf diesem Kursniveau noch kaufen? Wenn einem jetzt die geringsten Zweifel kommen, sollte man sich trennen. Egal ob das Ding ein steuerfreier Altbestand ist oder ob man 25% Kapitalertragssteuer, wie die Abgeltungssteuer eigentlich heißt, auf den Gewinn zahlt. Dabei hilft dann auch kein Blick auf die Analystenschar, man will in diesem Fall ja ohnehin nur die positiven Kommentare sehen. Kaum ein Analyst stellt sich aber gegen die Meute und wenn alle für einen Einstieg in eine Aktie auf hohem Kurswert trommeln liegt der Verdacht nah, daß die Aktie schon bei vielen im Portfolio liegt. Wer sollte da also noch beherzt zugreifen und den Kurs noch höher treiben?

Indus – klasse Aktie aber kaum noch Kurspotential

Als Beispiel sei hier mal die Indus Holding genannt. Das Unternehmen kauft Unternehmen aus dem deutschen Mittelstand auf und wird daher oft als Mittelstandsaktie bezeichnet. Ihr Portfolio umfasst Unternehmen aus dem Bereich Maschinenbau, Logistik, Medizintechnik und vielen mehr. Zieht jetzt also die Konjunktur wieder an, könnte Indus davon besonders profitieren. Könnte. Denn meines Erachtens sind viele der guten Aussichten für die Aktie bereits eingepreist. Noch unbehaglicher wird es mir zudem beim Blick auf den Chart, der Indus immer in der Region um 30 Euro seine Grenzen aufzeigte. Regelmäßig ging es von dort wieder bis auf 20 Euro zurück. Wiederholt sich die Geschichte, wären meine Gewinne wieder dahin, ich bin vor Jahren  bei 19 Euro in Indus eingestiegen. Würde ich also jetzt verkaufen und könnte ich später wieder bei 20 Euro einsteigen, hätte ich entsprechend mehr Anteile und das wäre ja auch nicht verkehrt. Aber dann droht die Abgeltungssteuer, siehe oben!

Abgeltungssteuer kreativ – die Salamitaktik

Wie ich mich am Ende auch entscheide, eine Möglichkeit, die Abgeltungssteuer kreativ zu umschiffen gibt es ja noch. Jeder Anleger hat pro Jahr einen Freibetrag von 801 Euro bei Singles und 1.602 Euro bei Verheirateten. Und da selbst das Finanzamt niemandem vorschreibt, wann man wie viele Aktien veräussert, kann man bei geschickter Aufteilung jedes Jahr den Freibetrag erneut für seine Verkäufe nutzen.  Man muss eben nur darauf achten dass der Gewinn des verkauften Teilbestandes den Freibetrag nicht überschreitet.

Das bringt aber auch mich wieder auf eine ganz neue Idee. Statt alle meine Aktien auf einen Streich zu verkaufen, werde ich in Etappen aussteigen und so von einer eventuellen weiteren Erholung der Aktie profitieren – mit immerhin etwas Geld in der Tasche!

Foto: boersenblog.biz