Zinsen

Zins – Nullzins – Minuszins. Was kommt als nächstes?

Früher war der Zins DAS A&O der Finanzmärkte. Mit dem Zins konnte man Geld verdienen,  konnte Volkswirtschaften steuern, Preise stabilisieren. Ach Zins. Steigst du, sinkt die Geldnachfrage. Mit dir war es schön, doch leider bist du tot. Dank deinem Nachfahren Nullzins, kostet Geld nichts mehr, und sein Bruder der Minuszins lässt einen mit Schulden Geld verdienen. Der Strafzins vernichtet es dafür gleich wieder…

Du drehst dich wahrscheinlich im Grabe rum, Zins. Die Auswirkungen dessen, was die Zentralbanken aus dir gemacht haben sind ebenso grauenhaft.

Das billige Geld verlängert Leben, wo eigentlich schon längst der Exitus feststeht. Zombieunternehmen bleiben dank deines Todes am Leben. Verzweifelte Anleger gieren nach den letzten Anleihen, die wenigstens noch einen Minizins aufweisen, damit ihnen die nicht auch noch die EZB vor der Nase wegschnappt. Egal, wer die Anleihen begeben hat – und holen sich oft eine blutige Nase. Aktien haben die Bodenhaftung genauso verloren. Obwohl sich die Gewinne der Unternehmen den Fundamentaldaten immer mehr entfernen, greift man hier noch zu. Das billige Geld muss ja irgendwo hin. Klassische Bewertungskriterien sind längst über Bord geworfen.

Kein Ende in Sicht – aber ein Eisberg

Die Notenbanken ziehen weiter an dir, oh Zins. Wenn es keine Anleihen mehr gibt, kauft man eben Aktien und wenn sie damit nicht mehr weiter kommen, wird ihnen garantiert noch etwas einfallen. Am Ende jedoch muss einer zahlen, soviel steht fest und doch verschließen die meisten Anleger ihre Augen vor dem was noch kommen kann. Doch wie soll man z.B. fürs Alter vorsorgen, wenn es null Rendite gibt und wenn das, was man bislang angespart hat, faktisch mit jedem Tag weniger wird?

zinsen
Ohne Zinsen sind Anleger in einem Dilemma. Geld gewinnbringend anzulegen ist schwierig und ihne Risiko nicht mehr zu erreichen.

In einem Handelsblatt Interview sprach der Schweizer Vermögensverwalter Marc Faber  jüngst davon, dass wir uns auf der Titanic befinden. Der Eisberg sei bereits zu sehen, doch wann der Zusammenstoß komme, ist hingegen noch nicht raus. Man kann Dr. Doom nun folgen oder auch nicht, besonders schlecht beraten dürfte aber der sein, der als Kaninchen vor der Schlange Notenbank sitzt und der Dinge harrt, die da kommen können und wohl auch werden.

Mit dem Tod des Zinses wurden nämlich auch andere Regulative am Finanzmarkt zu Grabe getragen. Vieles, was früher logisch war, funktioniert heute schlicht nicht mehr und in diesem  Wissensvakuum muss man sich erst mal zu Recht finden.  Erfahrung ist jedenfalls kaum auszumachen in diesen luftleeren Finanzlaboren namens  EZB, Bank of Japan oder der FED.

Der Blindflug kann natürlich noch eine gute Weile so weiter gehen, bis dann tatsächlich der Eisberg unausweichlich vor uns steht. Bis dahin sollten wir uns um Rettungswesten kümmern und nicht nach den besten Stühlen an Deck suchen. Bleiben Sie wachsam bei der Geldanlage!

Foto: Zsuzsa N.K. / freeimages.com