Twitter König Trump

Viel Lärm um nichts – Börsen gewöhnen sich an Trump

Regieren mit Twitter. Regelmäßig ließen Trumps Tweet Anleger rund um den Globus auf den Verkaufsknopf drücken. Doch so langsam haben sich alle an den martialischen Ton des US Präsidenten gewöhnt. Hinzu kommt, dass den Tönen immer sehr dezente Taten folgten – wenn überhaupt.

America first – nach diesem Motto posaunt Trump regelmäßig Anschuldigungen gegen Staaten raus und droht mit mächtigen Vergeltungsmaßnahmen von „noch nie gesehenen Zöllen“ bis hin zur „totalen Vernichtung Nordkoreas“. Das Resultat: die Gegenseite kommt dem Lautsprecher einen kleinen Schritt entgegen, was dieser dann pompös als Big Deal feiert.

Trumps Tweets schocken nicht mehr

Twitter König Trump
Twitter König Trump

Die geplante Mauer in Mexico, der Zollstreit mit China oder die Importe aus der EU und nicht zu vergessen, der Konflikt mit Nordkorea: Außer heißer Luft, ist da nicht wirklich viel herausgekommen und jedem Börsenrückgang folgten dann auch schnell wieder Kursgewinne. So waren z.B. die auf Aluminium und Stahl verhängten US Strafzölle letztlich kaum der Rede wert und auch der Handelskrieg mit China wird sich nicht so hart auswirken, wie angekündigt. Lediglich der aktuelle Streit mit Iran sorgt noch etwas für Bauchschmerzen. Da aber z.B. die EU und auch asiatische Länder nicht hinter den USA stehen, wird es auch hier wahrscheinlich zu einem Trumpschen Wischiwaschi Deal kommen.

Ähnlich wie beim Nordkorea Konflikt: Ist dort wirklich etwas passiert? Hat sich das Verhältnis der beiden Staaten tatsächlich verbessert? Eigentlich sieht man nur Kim mit seinem südkoreanischen Kollegen sprechen und verhandeln. Doch worüber? Die Ankündigung, dass Nordkorea sein Atomwaffen-Testgelände abbauen will, ist nicht wirklich ein „Big Deal“, wenn das Land schon über einsatzfähige Atomwaffen verfügt.

Wirtschaftliche Rahmendaten weiterhin robust

Zwar merkt man, dass die Trumpschen Tweets weiterhin verunsichern, doch stellt sich auch langsam ein Gewöhnungseffekt ein. Die Kursrückgänge fallen gefühlt immer leichter aus. Zu anderen Zeiten – und vor allem mit anderen Präsidenten – hätten ähnliche Äußerungen sicherlich heftigere Reaktionen hervorgerufen. Dabei hilft auch, daß Börsianer die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Auge behalten und die sind weiterhin gut bis sehr gut. Daran ist Trump übrigens nicht ganz unbeteiligt. Durch seine Steuerreform stehen Unternehmen heute sogar ohne großes Zutun besser dar, als vor seinem Amtsantritt.

Solange die Gewinne also steigen und Unternehmen wachsen, solange kann auch der Elefant Trump im Porzellanladen nur zeitlich begrenzt Unheil anrichten. Es sei denn, er dreht völlig frei und zettelt einen Krieg mit Iran oder Nordkorea an. Aber das dürfte doch sehr unwahrscheinlich sein. Am gefährlichsten ist eher die Zinsseite zu sehen. Sollte die Wirtschaft weiter boomen und massiv Arbeitskräfte einstellen, könnte die Inflation steigen, was wiederum Zinsschritte nach sich ziehen würde. Steigende Zinsen wären dann eine echte Alternative zu Aktien, was die Kurse unter Druck bringen dürfte. Doch solange sind wir noch nicht, noch läuft die Party – trotz Trump!