Gestern fragte mich ein Kollege: „Du schreibst doch diesen Blog, was denkst du denn über den DAX? Der ist ja kräftig unter die Räder gekommen, da könnte man doch jetzt mit ETFs rein?“
Nun ja: Es gibt ja Menschen, die halten den DAX für einen Zombie, der eigentlich kein Eigenleben hat, sondern nur der taktgebenden Börse in Amerika folgt. Doch während der Dow Jones im Vergleich zum Anfang des Jahres locker 1.500 Punkte im Plus liegt, dümpelt der DAX nach den panischen Verkäufen der letzten Wochen und trotz Gegenreaktion immer noch gepflegte 500 Punkte unter seinem Jahresanfangswert. Er hat also Nachholbedarf, vor allem wenn man bedenkt, dass so langsam die Jahresendrallye losgeht. Übrigens auch in Amerika, was dem Zombie ebenfalls Beine machen kann.
Das Schöne an solchen Zombies sind ja die Übertreibungen, wenn es irgendwo knallt. Und auch so wurden während der letzten Korrektur wieder blind jede Menge Werte über Bord geworfen, die man jetzt mit hervorragenden Aussichten einsammeln kann. Vor allem Zykliker, wie BASF wurden abgestraft, da sie ja von einer sich eintrübenden Konjunktur besonders betroffen wären. Mit einer Dividendenrendite von 4% und einem KGV von 10 ist da aber wieder mehr Licht als Schatten und es könnte sich lohnen in solch ausgewählte Papiere zu investieren. Und davon gibt es tatsächlich wieder einige Bluechips.
Stockpicking statt Investment in den breiten Markt
Auch die Tatsache, dass wir uns in kürzester Zeit wieder fast 700 Punkte vom Tiefststand wegbewegt haben, kann für steigende Kurse sprechen. Kann! Denn vielen Investoren laufen wieder die Kurse weg und sie kommen immer mehr unter Zugzwang. Kann aber genauso gut auch nicht! Eben weil viele Investoren noch abwarten, ist der Umsatz an den Börsen gering. Da kann eine schlechte Nachricht oder eine reduzierte Gewinnaussicht, wie jüngst bei Sanofi schnell eine heftige Kursreaktion auslösen: Beim Pharmahersteller waren es knapp 11%. Sowas macht eine Aktie doch auch auf einen Schlag wieder interessant, sofern die langfristigen Aussichten intakt sind. Pharma? Geht immer!
Und wenn es mit dem Gesamtmarkt noch mal gegen Süden geht? Auch dann wird es wieder neue Chancen geben, Stockpicking heißt dann das Stichwort. Allerdings glaube ich nicht, dass die Notenbanken – nachdem sie jahrelang massenhaft Geld in die Märkte gepumpt haben – die Konjunktur durch Zinserhöhungen leichtfertig abwürgen werden. Daher dürften auch in Zukunft volatile Märkte viele Chancen bieten. Volatile Märkte sind aber letztlich nichts für langfristig orientierte Anleger. Ein aktives Portfoliomanagement ist daher angesagt: Gewinne mitnehmen und sich wieder auf die Pirsch begeben.
Ob man auf dem jetzigen Niveau aber noch über ETF in einen kompletten Index, wie den DAX investieren sollte? Langfristig kann das lohnen, wenn man mit einem Sparplan investiert. Denn dann kauft man immer, egal ob bei hohen oder tiefen Kursen und somit immer mal weniger oder mehr Anteile. Dieser Cost-Average-Effekt wird ein falsches Timing auf lange Frist vergessen machen. Wenn man aber nur auf kurze Kursgewinne aus ist, sollte man bedenken, dass der DAX schon seit Jahren steigt. Der Horizont könnte beschränkt sein. Ein Einstieg in den DAX per EFT wäre dann eher eine Spekulation auf die Jahresendrallye.