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Das Horrorszenario Zuwanderung aus Rumänien und Bulgarien entpuppt sich als reine Angstmacherei

Während Deutschlands Finanzelite noch darüber diskutiert, wo der DAX das Jahr 2014 beenden wird und immer neue Höchststände ausfindig macht, kappelt sich die neue deutsche Regierung bereits über den vermeintlichen Sozialtourismus aus den beiden EU Staaten Rumänien und Bulgarien. Fast wünscht man sich, dass die Große Koalition lieber gestern als morgen bereits wieder Geschichte ist, denn mit dieser Diskussion kann die Regierung  Deutschland viel mehr Schaden anrichten. Denn politisches Vakuum brächte viel mehr Unruhe ins zarte Pflänzchen Europa als es eine Handvoll rumänischer Hartz 4 Touristen überhaupt auslösen könnte.

Realistische Zahlen statt Populismus

Europa ist seit 2014 auch für Menschen aus Bulgarien und Rumänien offen
Europa ist seit 2014 auch für Menschen aus Bulgarien und Rumänien offen

Mal davon abgesehen, dass der europäische Gedanke ja mit der Freizügigkeit unmittelbar verbunden ist, suchen nicht nur Menschen aus den Balkanstaaten ihr Heil in einem Staat, dem sie nicht angehören. Auch viele Deutsche leben und arbeiten im Ausland, weil sie in Deutschland aus welchem Grund auch immer keinerlei Chancen mehr auf dem Arbeitsmarkt haben. Die jetzt losgetretene Diskussion schürt jedenfalls nur Ängste und treibt die Menschen in die Arme der rechten Parteien. An der Realität jedenfalls geht sie komplett vorbei. Es werden garantiert nicht 7 Millionen Bulgaren im Januar vor der Tür stehen, denn dann wäre das Land auch komplett leer.

Realistische Schätzungen gehen von maximal 200.000 Zuwanderern aus. Darunter mindestens 130.000 Arbeitskräfte. Die –  und das wird jeder erkennen, der schon mal in einem der Länder war – auch für wenig Geld hier arbeiten werden. Bringt das doch auch wesentlich mehr als ein Job im Heimatland. Zusammen mit den bereits jetzt in Deutschland sozialversicherungspflichtig Beschäftigten werden dann knapp 300.000 Rumänen und Bulgaren in Deutschland einer Arbeit nachgehen und fleißig in die Sozialkassen einzahlen. Auch den Vergleich mit anderen ausländischen Mitbürgern müssen die Rumänen und Bulgaren nicht scheuen: Mit 9 % lag die Arbeitslosenquote unter den fast 17 % aller ausländischen Einwanderer im erwerbsfähigen Alter. Auch die Quote der Hartz 4 Bezieher lag mit 9 % unter dem Ausländerdurchschnitt von fast 16 %.

Das Problem bekommt nicht Deutschland

Welches Horrorszenario sieht die CSU hier eigentlich? Das Gegenteil ist doch eher der Fall: Deutschland ist realistisch gesehen durch den Rückgang der Geburtszahlen und durch die fortschreitende Alterung der Gesellschaft sogar dringend auf  Zuwanderung angewiesen. Das Problem hat  also nicht Deutschland sondern Rumänien und Bulgarien. Die beiden  Länder verlieren aufgrund der Abwanderung viele sehr gut ausgebildete Landsleute und bleiben auf längere Sicht das Armenhaus Europas. Hier könnte die CSU doch mal ansetzen und den Staaten helfen, damit sich die Lebensqualität nicht so einseitig in Europa entwickelt.

Ich wünsche allen Lesern des Börsenblog für 2014 jederzeit den richtigen Weitblick und eine gutes Händchen bei der Geldanlage.

Foto: boersenblog.biz

Kristian Kretschmann

beschäftigt sich seit über 15 Jahren mit Wirtschaft und wurde schnell Fan von Aktien, Aktienfonds und sonstigen Alternativen zum Sparbuch. Auf www.boersenblog.biz veröffentlicht er seine Gedanken zu interessanten Unternehmen, deren Aktien, sowie wirtschaftlichen Zusammenhängen. Das alles aber immer subjektiv und daher gilt: Alle Inhalte dienen nur zur Unterhaltung und stellen keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder anderen Finanzmarktinstrumenten dar. Gemäß §34b WpHG weise ich darauf hin, dass der Autor dieses Blogs Aktien der jeweils angesprochenen Unternehmen hält oder halten könnte und somit ein möglicher Interessenkonflikt besteht. Erklärung von in diesem Artikel gebrauchter Börsenbegriffe.