Separatisten wohin man schaut: Während man in der Ukraine mit Waffen sein Glück versucht, geht es in Schottland gesitteter, demokratisch zu. Am 18. September entscheiden die Schotten ob sie ihr Land aus dem britischen Empire lösen wollen – nach immerhin 307 Jahren der Zugehörigkeit. Und es sieht gut aus, eine knappe Mehrheit ist laut einer Umfrage dafür.
Gut? Eher nicht, denn mit einem Austritt der Schotten würde wahrscheinlich eine Lawine von Separatistenbestrebungen in ganz Europa losgetreten: Die Basken würden wahrscheinlich sofort den Finger heben und z.B. auch Flamen und Wallonen könnten Auftrieb bekommen und eigene Staaten bilden wollen. Auch auf der Insel könnte der Austritt einem EU Austritt der Briten Rückenwind bringen. 2017 wollen sie darüber abstimmen. Die Schotten gelten als eu-friendly, Großbritannien dagegen nicht. Ohne die Stimmen aus Schottland wird es schwer in der EU zu bleiben. Was dann?
Schockwellen überziehen Europa
Es bleiben viele Fragen: Wäre ein souveränes Schottland noch EU Mitglied? Behielte es das Pfund als Währung? Das wollen z.B. die Briten nicht, den Euro bekommt man aber auch nicht über Nacht. Was passiert mit den in Schottland ansässigen Unternehmen? Die hätten über Nacht wieder Grenzen zu ihrem Nachbarn und damit Zollprobleme. Erste Unsicherheit macht sich also breit, das Pfund bricht ein, die Aktien der großen schottischen Unternehmen wie Diageo, Lloyds oder der Royal Bank of Scotland zucken nervös. Aber auch der Finanzplatz London wäre nicht mehr so wie er mal war. Kein Europa, kein Finanzplatz. Die internationale Finanzwirtschaft zöge weiter, Luxemburg oder Frankfurt böten wesentlich mehr Planungssicherheit
Schotten dicht? Oder wie reagiert Europa?
Die EU hat bislang noch keine Staatsgründungen auf ihrem Gebiet erlebt. Wie würde sie reagieren? Die neuen Staaten schnell aufnehmen oder durchlaufen diese wie alle Anwärter ein langjähriges Aufnahmeverfahren? Was passiert mit den Subventionen, die die Regionen bislang aus der EU erhalten haben? Werden sie weiterhin gezahlt oder eingefroren, was dann natürlich vor allem die Landwirtschaft zu spüren bekäme. Und wovon lebt Schottland? OK, es ist reich an Öl und Gas, doch wie lange noch? Den Öl- und Gasförder-Höhepunkt hat Schottland jedenfalls nach einhelliger Meinung bereits gesehen.
Es ist also nicht nur spannend für die Schotten, sondern für ganz Europa, was am 18.September beim Referendum herauskommt. Eine Abspaltung der Schotten würde dem Geist Europas jedenfalls sehr schaden und eventuell eine neue Kleinstaaterei heraufbeschwören. Das kann eigentlich niemand so wirklich wollen und dürfte Europa wirklich in die Krise, eventuell auch auf die Knie zwingen.
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