Schmeckt Anlegern wieder: Italien

Italien als Vorbild – der Aktienmarkt bietet nach der Krise Einstiegsmöglichkeiten

„Italien will keinen Austritt Griechenlands aus dem Euro – und zu Deutschland sage ich: Jetzt reicht es“ – starke Worte, die da der Ministerpräsident Italiens Matteo Renzi gestern wählte. Kann er sich das überhaupt leisten, fragt sich da der deutsche Michel reflexartig. Immerhin steht doch auch sein Land mit dem Rücken zur Wand. Ja, kann er und nein, sein Land ist sch28on lange nicht mehr das dahinsiechende Land, das es mal war. Italien hat seine Hausaufgaben gemacht und zur Belohnung stieg im Mai die Industrieproduktion um 2,5 % zum Vorjahr. Italien ist weiter auf dem Weg der Erholung. Klar, da hilft auch der schwache Euro und die große EZB greift auch unter die Arme, aber vor allem haben die Reformen des Herrn Renzi gewirkt. Und das spiegelt sich auch an der Börse wieder:

Der Leitindex der die italienischen Bluechips abbildet, der Mib, war jüngst im Zuge der Griechenlanddiskussion wieder auf 21.000 Punkten eingebrochen und steht nun – knapp 5 Tage später – schon wieder über 23.000 Punkte.

Italiens Wirtschaft in der Finanzkrise hart getroffen

23.000 Punkte klingen viel, sind aber verglichen mit dem Stand vor der Finanzkrise gerade einmal halb so viel, wie damals. Verständlich, wurde doch während der Krise das Land nahe an den Abgrund geschoben und neben Griechenland als kommender  Pleitekandidat gehandelt. Das Kapital flüchtete in Scharen, doch nun sieht es so aus, als käme es in Scharen auch wieder zurück. Einer der Hauptgründe scheint  – man mag es kaum zusammen mit dem Wort Italien schreiben –  dass das Land wieder an politischer Stabilität gewonnen hat, seit Matteo Renzi die Regierungsgewalt hat. Und im Gegensatz zu so manchem Land in Europa wurde in Italien nicht rechter Protest gewählt, sondern Renzi mehr als bestätigt. Er ist somit Europas einflussreichster Sozialist.

Schmeckt Anlegern wieder: Italien
Schmeckt Anlegern wieder: Italien

Matteo Renzi als Reformer in Europa

Renzi hat bereits früh angedeutet die europäischen Stabilitätskriterien  aufzuweichen. Er will mehr Zeit für Schuldenabbau und Reformen haben. Das kommt zwar bei vielen starken europäischen Ländern wie Deutschland gar nicht gut an, bietet aber vor allem den Italienern wieder Perspektive und könnte damit auch eine Blaupause für Griechenland sein. Das Land kann auf Dauer nicht dem Spardiktat der EU unterlegen sein und gleichzeitig Reformen durchziehen. Mit einer haushaltspolitische Flexibilität hat Italien es aus der Krise gebracht, warum sollte das Griechenland nicht auch gelingen?

Die weitere Aussicht auf Reformen könnten Italien – und damit seinem Aktienmarkt – weiter Flügel verleihen.  Auffällig sind in letzter Zeit vor allem die Gewinne in Bankaktien. Finanzwerte hatten in der Krise besonders gelitten und bieten zurzeit ein sehr attraktives Chance-Risiko- Verhältnis. Aber auch die Wachstumszahlen in der Industrie deuten ein zartes Wachstum an, geht Italien den Weg weiter, wird das zarte Pflänzchen immer stärker. Der Aktienmarkt sollte davon profitieren, und zwar kräftig.

Einzelaktien sind in dieser Phase immer so ein bisschen schwierig, daher würde ich eher an ETFs denken um in Italien zu investieren. Wer es aber dennoch lieber etwas riskanter will:  Eine Unternehmensgruppe, die verschiedene italienische Industrieunternehmen aus Bereichen wie Energie, Medien, Automotive, Gesundheitswesen vereint ist CIR (IT0000080447). Und sollte ebenfalls bei einem Anziehen des Marktes durch die breite Streuung profitieren.

Foto: Ilco / sxc.hu