Auf dem Gipfel wird die Luft dünner und es kann auch nach unten gehen.

DAX auf Rekordhoch. Wie weit trägt die Hausse noch?

Der Dax ist wieder auf Rekordjagd. Wie ein gedopter Sprinter spurtete er heute im frühen Handel auf 9.810 Punkte und erzielte damit ein neues Rekordergebnis. Gut für die Bullen, hat der Dax es damit doch allen gezeigt und nebenbei auch noch ein neues Kaufsignal generiert. Vorbei das Gelaber von den Schaukelbörsen, die 10.000 Punkte sind wieder nur eine Frage der Zeit, der DAX hat ohnehin seit Jahresanfang nur Anlauf genommen um den großen Sprung zu wagen. Aber stimmt das?

Ist das Rekordhoch ist nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu 10 000 Punkten

Das neue DAX-Hoch ist eher eine Reaktion auf die in Aussicht gestellte Lockerung der europäischen Geldpolitik. Billiges Geld ist das Heroin der Finanzmärkte –  einmal davon angefixt, braucht man immer mehr, bis zum bösen Erwachen. Schön also, dass der Dealer Draghi dem Junkie gibt, was er verlangt: Auf mit den Geldschleusen durch Zinssenkung und weiteren Maßnahmen wie Strafzinsen für Banken. Hauptsache der Euro wird wieder schwächer und es kommt keine Deflation auf.

Auf dem Gipfel wird die Luft dünner und es kann auch nach unten gehen.
Auf dem Gipfel wird die Luft dünner und es kann auch nach unten gehen.

So gestärkt kommt dann auch Schwung in die europäische Bude. Unternehmen funken  positive Konjunkturdaten und investieren kräftig, der Verbraucher spielt mit und konsumiert brav. Alles also Friede Freude Eierkuchen?

Unternehmensbewertungen sind hoch – zu hoch?

Der DAX Aufstieg befindet sich jetzt bereits im 5 Jahr – kleinere Rückschläge mal eingerechnet. Also schon erstaunlich lange und viel länger als eine „normale“ Hausse so dauert. In dieser Zeit hat der Dax von 3.666 Punkten auf eben jetzt 9.800 Punkte zugelegt. Und nicht nur er. Der MDAX hat im gleichen Zeitraum um 200%  zugelegt, sein kleiner Bruder SDAX um 165%. Blöderweise sind aber diese Kursanstiege überhaupt nicht durch Unternehmensgewinne gedeckt. Es droht also Ungemach.

Politische Gefahren bedrohen das Wachstum

Auch von der politischen Seite weht immer noch Gegenwind. Die Krimkrise ist mitnichten gelöst, eine Eskalation könnte die Kurse schnell auf Talfahrt schicken, denn auch die westlichen Wirtschaften würden durch weitere Sanktionen belastet. Immerhin sind  deutsche Exporte nach Russland im Januar/Februar bereits um 16% eingebrochen. In die Ukraine exportierte Deutschland sogar 20% weniger.

China schwächelt…

Peking hustet und in Europa bekommt man eine Grippe. Die chinesische Regierung erwartet für 2014 nicht nur eine Schwächung des Wachstums, es soll sogar das schlechteste der letzten 25 Jahre werden. Jeder Portugiese oder Grieche würde zwar einschlagen, denn immerhin wächst die Wirtschaft ja. Doch die richtige Gefahr kommt aus einer anderen Ecke: Schattenbanken wickeln in China mittlerweile unvorstellbar hohe Kredite ab. Diese tickende Zeitbombe würde dem Markt den Garaus machen, sollte sie explodieren.

in Europa droht eine Deflation

In mehreren Euroländern fallen die Preise und drücken die Teuerungsrate an die Nulllinie. Was sich für Verbraucher zunächst paradiesisch anhört ist auf den zweiten Blick verheerend. Denn wenn die Konsumenten nicht mehr kaufen, weil es das Produkt ja morgen noch nen Tick billiger geben kann, dann bekommen Unternehmen große Probleme: Sie werden ihre Produkte nicht mehr los, müssen Mitarbeiter entlassen und die Konjunktur geht den Bach runter. Aktuell liegt die Teuerungsrate in Europa bei 0,7%. Gesund wären hingegen knapp 2%.

Quo vadis DAX

Gute Frage. Fest steht allerdings, dass die 10.000 er Marke im DAX einfach eine zu verlockende Zahl ist. Die werden die Börsianer sehen wollen. Was danach geschieht, wage ich nicht zu prognostizieren, ich bin aber eher skeptisch. Ein Neuengagement drängt sich meines Erachtens nicht auf um knapp 200 Pünktchen noch mitzunehmen. Wer allerdings schon seit 2009 investiert ist, der sollte mal über einen Stop Loss nachdenken um seine Gewinne abzusichern. Und an alle, die Aktien für Teufelszeug halten: Nicht jetzt einsteigen nur weil es vermeintlich immer nach oben geht. Der Gewinn liegt im Einkauf und der war 2009. Aber seien Sie ganz sicher: Eine neue Chance kommt garantiert!

Foto: marmit / sxc.hu  Illustration: boersenblog.biz