Wenn der Frühling kommt, sollte man nach einer Börsenregel seine Aktien verkaufen. Macht das wirklich Sinn?

Sell in May & Co. – Machen Börsenregeln überhaupt Sinn?

Schlaftabletten, fallende Messer und natürlich die bekannteste Börsenregel „Sell in May…“  – jeder, der sich mit den Finanzmärkten befasst, kennt die Bonmots der Börse. Was aber hat es auf sich mit den Weisheiten der Altmeister um  Kostolany oder Buffett?

Sell in May and go away…

Wenn der Frühling kommt, sollte man nach einer Börsenregel seine Aktien verkaufen. Macht das wirklich Sinn?
Wenn der Frühling kommt, sollte man nach einer Börsenregel seine Aktien verkaufen. Macht das wirklich Sinn?

Was wie eine Bauernregeln anmutet ist eigentlich nur der Versuch das gebündelte Wissen schnell und für jeden gut verständlich zu erklären. So könnte man die Regel auch als: Verkaufe im Sommer, da ist eh nichts los und komm im Herbst wieder, wenn alle wieder aus dem Urlaub zurück sind zusammenfassen. Und tatsächlich ist es auffallend, dass statistisch gesehen die größten Kursrückgänge immer in den Sommermonaten stattfanden, während die Erholung dann in den Wintermonaten war. Warum das so ist? Viele erklären das Ganze mit der dünnen Nachrichtenlage im Sommer und den fehlenden Händlern. Naja, aber wenn es dann doch eng wird, wundert man sich, dass da ja doch plötzlich jede Menge Händler da sind. Und das heiße Wetter – naja. Jedenfalls nicht in Deutschland und vor allem nicht jedes Jahr.

Der Spruch sollte also eher „Sell in Summer“ heißen, denn die richtigen Krisen kamen eher im Sommer: Asienkrise 97 und ein Jahr später Russlandkrise waren im August. Richtig blöd lief es für den, der dann tatsächlich im September zurückkam (but remember to come back in September): Die Anschläge auf das World Trade Center oder die Lehman Pleite fanden im September statt.

Man sollte sich also nicht sklavisch auf die goldenen Börsenregeln verlassen, sondern lieber kurz selbst nachdenken, ob es sich noch lohnt eine Aktie zu halten oder nicht. Mitdenken ist bei der Aktienanlage also ausdrücklich erwünscht.

Never catch a falling knive

Manchmal aber stehen sich die Börsenregeln auch entgegen. Klar sollte man nicht in eine fallende Aktie greifen und doch ist zeitgleich der beste Zeitpunkt zum Zugreifen gekommen, wenn die  Kanonen donnern. Der Gewinn liegt eben im Einkauf, wie der Kaufmann weiß und daher muss man auch mal das fallende Messer in Kauf nehmen. Denn – und das ist die eigentlich beste Börsenweisheit – an der Börse wird nicht zum Einstieg geklingelt. Zum Ausstieg aber auch nicht.

Es dürfte also zeitweise auch sinnvoller sein an seiner Strategie und damit an seinen Aktien festzuhalten, selbst wenn es in den Sommermonaten etwas holpriger ist. Die durch häufiges Umschichten angefallenen Gebühren wollen ja auch erstmal verdient werden. Der Trend könnte allein daher schon Ihr Freund sein.

Foto: boersenblog.biz