Alle Jahre wieder kommt für die lieben Kleinen der Weihnachtsmann und für die Größeren, die Jahresendrallye. Wie heftig nun die Bescherung ausfällt und ob überhaupt, darüber lässt sich nur mutmassen. Aber wenn doch: Woher kommt dieses saisonale Phänomen überhaupt und ist die Jahresendrallye wirklich zu belegen?
Zunächst einmal ist der DAX ja dieses Jahr schon erfreulich stark gestiegen und manch einer reibt sich verwundert die Augen, denn es hat den Anschein, dass viele Anleger die optimistischen Aussichten der Banken für 2013 lieber schon dieses Jahr umgesetzt sehen wollen. Da scheint dann 2012 auch keine Ausnahme machen zu wollen, hat der DAX doch nachgewiesenermaßen während der letzten 20 Jahre fast immer deutlich zulegen können, währen das Jahr in einen letzten Zügen lag. Es könnte zum einen also daran liegen, dass sich alle Marktteilnehmer so sehr an das Muster gewöhnt haben, daß man an einer self-fulfilling prophecy, also eine sich selbsterfüllenden Prophezeiung glauben mag. Denn wenn sich jemand ein bestimmtes Verhalten von seinem Gegenüber erwartet, erzwingt er durch eigenes Verhalten genau dieses Verhalten. Genauso gut könnte es aber auch sein, dass den Menschen gerade zur Weihnachtszeit gerne Aktien kaufen, weil sie sich eben gut fühlen oder sie sich zum Jahresende Gedanken über die Zukunft machen und Ihnen einfällt mehr fürs Alter zurückzulegen.
Window Dressing treibt die Kurse
Könnte sein, aber ich befürchte der Grund ist ganz profan: Es geht wieder mal nur um den schnöden Mammon und damit um handfeste finanzielle Gründe. Institutionelle Investoren, also vor allem Fondsmanager und Vermögensverwalter, ziehen Anfang Dezember Bilanz und versuchen, wenn das Ergebnis nicht so toll aussieht ihre Jahresperformance wenigstens optisch zu verbessern. Dazu verkaufen sie die Gurken im Porftolio und ordern statt dessen die sich bis dato am besten entwickelten Aktien hinzu. Somit können sie ihren Kunden durch den Blick ins Portfolio signalisieren: Seht her, auch dieses Jahr hatten wir wieder nur Gewinneraktien für euch ausgesucht. Darüber hinaus wird auch der ein oder andere bereits gut gelaufene Wert dazugekauft um dessen Kurs positiv zu beeinflussen und damit die Rendite weiter nach oben zu treiben. Diese taktischen Verkäufe und Käufe kurz vor Jahresschluß werden für den größten Teil der Jahresendrallye sorgen. Gut, wer also schon die Gewinneraktien besitzt, für die anderen gibt es aber auch noch einen Trost: Auch für die Aktien, die bislang hinterherhinken, scheint irgendwann mal wieder die Sonne. Und eine versorgeraktien, wie die von RWE oder e. on ist auf diesem Niveau ein echtes Schnäppchen mit viel größerem Zugewinnpotential.
Ausblick Jahresendrallye 2012 an den Aktienmärkten
2012 könnte die Jahresendrallye eventuell sogar durchaus noch verstärkt werden. Dann nämlich, wenn die fiscal cliff in den USA und damit die drohende Steuererhöhungs- und Sparrunde doch noch umschifft wurde und viele institutionelle Investoren plötzlich merken, dass sie noch gar nicht bzw. extrem unterinvestiert sind. Wir erinnern uns: die Aktienmärkte sind bereits sehr gut gelaufen und welcher Portfoliomanager will sich von seinem Kunden die Frage gefallen lassen, warum er nur eine solch kleine Aktienquote hat! Es könnte als doch noch eine fette Bescherung auf die Anleger zukommen.
Foto: Michel Mejane / sxc.hu
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