Bauchplatscher nach dem Höhenflug

Geheimtipp Deutsche Forfait: Himmel und Hölle inklusive

Da hab ich mir doch gestern verwundert die Augen gerieben, als ich mir den Kurs der Deutschen Forfait angesehen habe. „Deutsche For was?“ Werden jetzt einige sagen, den das Geschäftsmodell des Unternehmens ist nicht jedem so allgegenwärtig. Kurz erklärt, kauft und verkauft das Unternehmen Wechsel- und Buchforderungen anderer Unternehmen auf und versucht diese zeitnah weiter zu verkaufen. Dabei wird versucht die  Rückhaftung gegen den Verkäufer bei Zahlungsausfall des Schuldners auszuklammern. Die Forfaitierung oder ist ein klassisches Instrument der Exportfinanzierung, da die Fremdfinanzierung über klassische Bankkredite zunehmend schwieriger wird. Und so schwierig sich das Geschäftsmodell anhört, so unbekannt war das Unternehmen bis Sommer 2013. Da nämlich überschlugen sich Analysten und Börsenblätter mit Kaufempfehlungen, es wurde in Musterdepots diverser Börsenblätter gehievt und auch ich erfuhr da zum ersten Mal von der Existenz der Deutschen Forfait.

Börsenblätter schickten Aktie auf Höhenflug…

Nicht wenige Anleger mögen damals in Versuchung gewesen sein sich Aktien des Unternehmens ins Depot zu legen, war doch die Dividendenrendite bei fetten 8 % und der Kurs mit etwas über 3 Euro durchaus erschwinglich. Alles schien also bereit für einen leckeren Verdoppler, garniert mit süßer Dividendenrendite. Und die Aktie stieg und stieg – bis auf knapp 6 €. Seit Anfang Februar aber geht’s bergab – und zwar steil. Aktuell unter 2 Euro, das sieht nach Panik aus. Was war also passiert?

Bauchplatscher nach dem Höhenflug
Bauchplatscher nach dem Höhenflug

Wie schon erwähnt ist die Forfaitierung ein klassisches Instrument der Exportfinanzierung und die Deutsche Forfait hat sich auf Emerging Markets, bzw. auf Entwicklungsländer spezialisiert. Und geriet so ins Visier amerikanischer Behörden, die das Unternehmen jetzt wegen angeblicher Irangeschäfte auf die Sanktionsliste setzte. Die Deutsche Forfait AG soll Ölgeschäfte mit dem Iran ermöglicht haben, was in Amerika im Zusammenhang mit den Sanktionen im Atomstreit eben nicht gut ankommt. Die Mitgliedschaft auf dieser Blacklist aber hatte zur Folge, dass das Unternehmen keine Geschäfte mehr mit Bürgern der Vereinigten Staaten machen darf und seine Vermögenswerte in Amerika eingefroren werden. Schlechte Voraussetzungen für ein Unternehmen, das vor allem in US Dollar denkt und daher wurden auch gleich Forderungen Höhe von 1,6 Millionen Euro ausgebucht.

… Blacklist und schlechte Zahlen holen sie unsanft auf den Boden zurück

Zwar bestreitet die Deutsche Forfait AG die Vorwürfe und will schnellstmöglich Beweise vorlegen, dass man sich stets an die Iran-Sanktionen gehalten habe, doch das kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die man nicht  hat, denn zu der Blacklist-Geschichte kommen schlechte Zahlen. So wurde für das Geschäftsjahr 2013 unerwartet einen Konzernverlust von etwa 3,3 Millionen Euro verbucht. 2012 hingegen gab es noch einen Konzerngewinn nach Steuern in Höhe von 2,5 Millionen Euro. Den Grund dafür muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Es mussten Rückstellungen in Höhe von 2,2 Millionen Euro für Umsatzsteuernachzahlungen gebildet werden, weil  die Gesellschaft neue Erkenntnisse über die Entstehung von Umsatzsteuern erlangt habe. Da fragt man sich nun wirklich, wer bei der Deutschen Forfait die Bilanzen basteln darf.

Trau, schau, wem: Am besten sich selbst

Warren Buffet würde sagen: Investiere nur in Geschäftsmodelle, die du auch  verstehst und die selbst ein Idiot führen könnte – denn genau das wird irgendwann passieren. Recht hat er und doch gibt es in der Bilanz Lichtblicke. Denn die Sonderaufwendungen werden mit rund 3,8 Mio Euro ausgewiesen. Dem gegenüber steht Eigenkapital in Höhe von 23 Mio Euro. Wenn dem so ist, wäre die Gesellschaft also weiterhin ausreichend und solide finanziert. Es sei denn der Gesellschaft werden  neue Erkenntnisse in Sachen Steuern bekannt…. Sollte man dann auch noch den Strick aus der Schlinge der Sanktionsliste ziehen, ja dann wäre das aktuelle Kursniveau natürlich traumhaft. Wenn aber nicht, dann siehts übel aus – ganz übel!

Eines jedoch zeigt das Beispiel deutlich. Nämlich, dass man nicht vorschnell und ohne selbst zu recherchieren jedem Börsenblatt, bzw. jedem heißen Tippgeber, Glauben schenken sollte.

Foto: Zsolt Zatrok / sxc.hu