Flucht aus dem Zinstief: Dividenden

Ich hab ja immer gerne etwas Geld auf Reserve um bei fallenden Kursen interessante Aktien günstig zu kaufen. Und ja: auch ich lege das Geld einfach auf ein Tagesgeldkonto. Die Geldentwertung durch Inflation nahm ich dabei immer in kauf, tröstete ich mich doch auch mit der Aussicht auf ordentliche Rendite, wenn ich mit dem Geld dann günstig in Dividenden Titel einsteigen konnte. Jetzt aber reicht es auch mir mit der mickrigen Verzinsung auf dem Tagesgeldkonto, da meine Bank die Zinsen mittlerweile auf unter 1% gesenkt hat. Nach der Rallye an den Märkten, warte ich zwar auf einen Rücksetzer, aber bis es soweit ist, will ich mehr als das Zinsalmosen mit dem Geld verdienen.

Dividenden statt Zinsen

Meine Bank hat zum Glück die Zinsen quartalsweise gut geschrieben, sodass wenigstens der Zinseszins noch wirkt. Meine Idee war daher, in (hat man überhaupt eine Alternative) Aktien zu investieren und Dividenden, am besten auch quartalsweise, zu kassieren. Darüber hinaus will ich bestenfalls keine großen Kursrisiken eingehen. Das will ich auch, höre ich Sie sagen, aber wie soll das denn gehen?  Keine Ahnung, aber ich hab ne Idee!

zinsenIch denke, dass aufgrund der niedrigen Zinsen große Versicherungen und Vermögensverwalter ohnehin nicht drumherum kommen und Gelder aus Festverzinslichen in Aktien umzuschichten. Viele solide Unternehmen weltweit bieten Dividendenrenditen von 5 und mehr Prozent. Durch diese hohen Ausschüttungsquoten dürften die Kurse nach unten abgesichert sein. Um darüber hinaus sein Geld zu streuen, bräuchte man einen Fonds um möglichst viele Geschäftsfelder abzudecken. Idealerweise konzentriert dieser sich nicht nur auf eine Region, sondern vereint weltweit die dividendenstärksten Aktien. Das würde sogar das Währungsrisiko minimieren.  Ausserdem müssen die Unternehmen in die der Fonds investiert, seit Jahren bereits zuverlässige Dividendenzahler sein und nicht mehr als 50% des Gewinnes ausschütten. Wenn sich jetzt noch der Ausgabeaufschlag und die Verwaltungsgebühr im Rahmen hält, und der Fonds quartalsweise ausschütten würde, würde ich einschlagen.

Und es gibt tatsächlich einen Index, in dem die 100 dividendenstärksten Aktien weltweit vertreten sind, den DJ Stoxx Global Select Dividend 100. In diesem sind die 100 weltweit stärksten und nachhaltigsten Dividendenzahler aus vielen verschiedenen Geschäftsbereichen enthalten. Darunter so illustre Unternehmen, wie Belgacom, Danone, Thai Beverage PCL, Total, GlaxoSmithKline, Altria, Nippon Building Fund Inc. oder Müchner Rück.

Und wie es sich für einen anständigen Index gehört, gibt es darauf auch einen börsennotierten Indexfonds, einen ETF: den iShares DJ Stoxx Global Select Dividend 100 mit der ISIN: DE000A0F5UH1. Die Managementgebühr (TER) liegt bei entspannten 0,47 Prozent, die Dividendenrendite bei stolzen 5 % und die werden sogar quartalsweise ausgeschüttet. Sollte sich der von mir oben schon beschriebene run auf dividendenstarke Aktien verstärken, sollten sogar Kursgewinne winken. Für mich die sichere Alternative zur Dogs of the Dow Methode.

Alternative aus Österreich

Wem aber die weite Welt zum anlegen zu unheimlich ist und der es lieber bodenständig hat, der könnte sich an einem ETF der Commerzbank erfreuen, der sich auf den ATX Top Dividend Index bezieht. Das Papier mit der ISIN DE000CZ35F92 umfasst die 10 Werte des ATX mit der höchsten Ausschüttungsquote, darunter die Österreichische Post mit aktuell 5,6 %. Das Schmankerl dabei: eine spezielle Konstruktion des Papiers sammelt bis zum nächsten Auszahlungstermin alle aufgelaufenen Ausschüttungen und verzinst diese mit dem aktuellen Eonia Zinssatz.

Es gibt als tatsächlich gute und (relativ) sichere Alternativen zum Tagesgeld. Aber man darf dabei nicht vergessen, dass jede Anlage mit dem mehr an Rendite auch gewisse Risiken beinhaltet. Aber hier ist das Risiko meines Erachtens nach überschaubar.

Foto: boersenblog.biz

4 Kommentare

  1. Interessanter Artikel – und ich kann Dir versichern, dass Du nicht der einzige bist, den die niedrige Verzinsung seiner Cashreserven nervt. Ich habe mich kürzlich ebenfalls mit dem Thema Liquidität beschäftigt und komme zu einem anderen Ergebnis: „Liquidität bringt langfristig die Rendite!“. Die Überschrift meines Artikels zeigt schon, dass ich zu dem Schluss komme, dass niedrigverzinste Phasen langfristig nicht wirklich ins Gewicht fallen, weil diese Liquidität eine Call-Option auf günstige Einstiegsmöglichkeiten in Qualitätsaktien darstellen. Kurzfristig fährt man mit einem Dividendentitel besser als mit dem Tagesgeldkonto, aber dann hat man kein Pulver trocken, wenn sich die wirklich günstigen Einstiegsmöglichkeiten bieten. Und das ist unter dem Strich schlechter für die Gesamtrendite als die zu geringe Verzinsung auf dem Tagesgeldkonto.

  2. Auch eine interessante Ansichtsweise, keine Frage, und selbstverständlich sollte man Liquidität vorhalten um auf Marktschwankungen reagieren zu können. Blöd ist nur, wenn der Rücksetzer, der dann natürlich auch massiv sein müsste, nicht so kommt. Und genau da sehe ich eben das Problem: An vielen Anlegern ist die Rallye einfach vorbeigegangen, viele Versicherungen sind nicht oder nur ganz wenig im Aktienmarkt investiert und daher werden viele den kleinsten Abrutscher zum Einstieg nutzen. Ganz davon zu schweigen, dass sicherlich viele Investoren die anstehende Dividendensaison nicht nochmal verpassen wollen. Und genau dort kann ein weltweit in die größten Dividendenbringer investierender ETF, der quartalsweise ausschüttet helfen. Vor allem, weil die Diversifikation vor grossen Kurskapriolen einer Einzelaktie schützt. Warum also nicht einen Teil seiner Cashreserven umschichten?

  3. Also ich kann die Meinungen vollkommen nachvollziehen, gerade wenn es um sichere Anlagen geht (das gute alte Sparbuch, das Tagesgeldkonto etc.) ist man hinsichtlich Zinsen echt schlecht dran. Wenn man hier noch die Infaltionsrate gegenrechnet, bleibt von dem Zinsüberschuss in ein paar Jahren gar nichts mehr übrig. Ich glaube dem sind sich sehr viele Menschen gar nicht bewusst. Und bei Aktiengeschäften von Risiko (Risiko wegen Verlust) zu sprechen, ist hinsichtlich des Verlustes des Zinszahlungen auf einem Bankkonto vollkommen Schmarrn. Allein die Dax 30 Dividendenzahlungen bzw. die Dividendenrendite ist höher als jeder Zins auf einem Bankkonto. Von daher lohnt sich das Risiko einzugehen in jedem Fall.

  4. @Kristian

    Die wichtigste Eigenschaft, die man für die erfolgreiche Aktienanlage mitbingen muss, ist Geduld. Wer auf schnelle Erfolge aus ist, muss scheitern – oder er hat einfach großes Glück.

    Geduld benötigt man bei der Auswahl der richtigen Unternehmen. Man muss sie genau analysieren und ihr Potenzial herausfinden und ihren aktuellen Aktienkurs mit dem ermittelten fairen Wert vergleichen. Und nur dann kaufen, wenn dieser deutlich unter dem aktuellen Kurs liegt – dann ist es auch egal, wie der Markt gerade läuft, denn man bezahlt eine geringeren Preis, als was man als Wert bekommt. Allerdings ist es auch so, dass viele gute und interessante Unternehmen auf diese Art (erst einmal) durchs Raster fallen, einfach weil ihr Kurs zu hoch ist. Dann darf man nicht kaufen, sondern wartet ab, bis der Kurs deutlich unter ermittelten fairen Wert fällt. Das kann bisweilen Jahre dauern – für Geduldige aber kein Problem.

    Und man benötigt auch nach dem Einstieg Geduld, denn selten entwickelt sich der Kurs sofort genauso, wie man es sich wünscht. Wenn man in das richtige Unternehen investiert hat, muss man abwarten, bis einem der Markt zustimmt. Aber man hat nicht in der Hand, ob und wann die anderen Börsianer erkennen, welches Potenzial bzw. welche Unterbewertung gerade in diesem Aktienkurs schlummern. Deshalb muss man Geduldig abwarten, bis die anderen das erkennen – und dann kaufen. Auch das kann viele Monate oder auch Jahre dauern.

    Aber wenn man die ganze zeit voll investiert ist, und vielleicht sogar noch in Aktien, die nicht unterbewertet sind, sondern nur „in“, dann hat man keine Liquidität frei in den Momenten, wo man sie wirklich benötigt. Und dann entgehen einem die Gegelgenheiten, die langfristig die größte Perfomance und Rendite bringen: die Crashs, die kurzfristigen Panikeinbrüche, wo es nur noch Verkäufer zu geben scheint und zwar zu jedem noch so niedrigen Kurs. Wer dnn auf Cash sitzt und einen kühlen Kopf bewahrt, der wird den großen Reibach machen. Er ann dann seine Liste mit den Top-Unternehmen abarbeiten und sich all die Aktien kaufen, die kurz zuvor noch zu teuer waren. Er darf nur nicht wegen der Panik der anderen zurückzucken, sondern muss die Gelegenheit beim Schopf packen. Und wenn die Aktien noch 20 oder 30 Prozent abtauchen nach dem Kauf, dann kauft man eben noch mehr. Denn man kauft die Qualitätstiel im Ausverkauf ein. Die Preise erholen sich dann schnell wieder auf ein höheres Niveau und man ist in den Unternehmen investiert, an denen man schon immer langfritig beteiligt sein wollte. Und man sollte sich nicht grämen, wenn man nicht den Tiefstkurs zum Einstieg erwischt hat. Das gelingt nur Lügnern, wie Börsenlegende Bernard Baruch sagte.

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