In schwindelerregender Höhe: Aktien von Twitter und Facebook

Flieg nicht zu hoch mein kleiner Freund – was läuft bei Aktien der sozialen Netzwerke falsch?

„Flieg nicht zu hoch mein kleiner Freund“  trällerte Nicole in den Achtzigern und warnte „die Sonne brennt dort oben heiß“. Und genau das war es, was mir beim Börsengang des Kurznachrichtendienstes Twitter in den Sinn kam. Wer würde schon Aktien eines Unternehmens kaufen, dass trotz Jahresumsatz von knapp 500 Millionen US Dollar noch nie einen Cent verdient hat?  Wer würde in ein Unternehmen investieren, dass viele, sehr beliebte Nachahmer in den Wachstumsregionen Asiens hat?

Das und die Erinnerung an den desaströsten  Facebook Börsengang ließen mich mit Put Optionen auf Twitter liebäugeln. Und dann auch Zuschlagen, als der Twitter Kurs am ersten Tag gleich um über 70 % durch die Decke ging. Wahnsinn, der Neue Markt lässt grüßen. Her mit den Puts – eine todsichere Wette. Denkste. Bis auf ein kleines Zucken nach unten hat sich der Kurs noch weiter in die Höhe geschraubt, steht heute bei 56 US$.

Kommt der Twitter Absturz…

Zwar sehe ich auch weiterhin den Piepmatz mit angesengten Schwanzfedern in der Aktien-Stratosphäre fliegen,  habe aber mit den Optionen bereits 50% des Einsatzes verpulvert. Auch bei der letzten Mini Korrektur haben die Aktien keine Federn gelassen im Gegensatz zu Geld verdienenden Schwergewichten wie Mc Donalds. Da wird einem richtig bewusst, dass man sich nicht gegen den Trend stemmen darf, sei er auch noch so irrsinnig.

…und was macht Facebook?

Nachdem Facebook nach seinem Börsengang abgewatscht wurde, steht die Aktie heute wesentlich höher da als damals. Als überteuert wurde die Aktie damals gebranntmarkt – das ist gerade mal 1,5 Jahre her. So schnell kann es gehen. Heute ist Facebook sogar in den S&P500 aufgenommen, den Börsenindex der 500 größten und wichtigsten US Unternehmen. Das wiederum hat Fonds, die den Index nachbilden genötigt auch die Facebook Aktie zu kaufen – bei einem KGV von jenseits der 60. Das durchschnittliche Kurs Gewinn Verhältnis  im S&P500 beträgt übrigens lediglich 16. Das mag für ein Unternehmen mit Wachstumsfantasie zwar gerechtfertigt sein, doch hat Facebook noch dermaßen viel Phantasie oder ist das meiste davon schon eingepreist?

In schwindelerregender Höhe: Aktien von Twitter und Facebook
In schwindelerregender Höhe: Aktien von Twitter und Facebook

Fakt ist zwar, dass das Unternehmen eine Antwort auf die Frage, wie bringe ich Werbung auf mobile Endgeräte, gefunden und damit den Kurs angeschoben hat. Doch wer selbst Facebook Nutzer ist, dem wird aufgefallen sein, dass die Werbemitteilungen mittlerweile eine kritische Nervdichte angenommen haben. Noch mehr davon und Facebook Nutzer suchen sich eventuell neue Dienste. Es ist also mehr als fraglich, ob sich für den Privatanleger der Einstieg in Facebook noch lohnt. Mit snapchat und Co stehen jedenfalls Alternativen bereit, die auch in Punkto geringerer Datenhunger punkten. Ein Übernahmeangebot von Facebook hat snapchat jedenfalls vorsorglich schon mal ausgeschlagen – die Gründer werden wissen, warum!

Ich jedenfalls vertraue darauf, dass sich der Hype um die sozialen Netzwerkaktien im Laufe des nächsten Jahres relativiert und Anleger sich daran erinnern werden, dass letztlich Investitionen in Unternehmen, die Geld verdienen sinnvoller sind als Investitionen in Unternehmen, die lediglich Zukunftsvisionen haben. Ich behalte daher meine Puts – auch ich kann trotzig sein.

Foto / Illustration: boersenblog.biz