Dax unlimited

DAX unlimited – wie weit trägt die Hausse?

Die längste Hausse seit gefühlt Menschengedenken geht in die entscheidende Runde. Das alles obwohl die Mehrzahl der Analysten bereits seit – auch gefühlt – mindestens 3 Jahren mit Warnschildern werfen. Hauptargument: Ein Blick auf das KGV des DAX zeige bereits das Dilemma. Die mit dem zwanzigfachen des Jahresgewinns bewerteten TOP 30 Unternehmen sind im Vergleich mit früheren Jahren viel zu teuer.

Blöderweise ist teuer ja immer relativ und Anleihen oder Immobilien sind aktuell nicht wirklich eine Alternative. Entweder sind die Renditen nur mit der Lupe zu erkennen oder (Anleihen) oder die Preise bereits extrem gestiegen (Immobilien). Auch die Aussichten der beiden Assets sind eher mau. Steigende Zinsen in Amerika oder läuft sogar das Anleihe Kaufprogramm der EZB langsam aus, dürften die ohnehin schon mauen Renditen der Anleihen weiter unter Druck geraten. Bei Immobilien hingegen sehen viele bereits eine Blasenbildung. Auch auf diesem Feld sind wohl eher fallende als steigende Preise zu erwarten.

Sind Aktien alternativlos?

Also doch Aktien? Sind Unternehmensanteile also alternativlos? Ok Aktien sind wirklich teurer, als in vergangenen Jahren. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied: Das aktuelle Umfeld spricht einfach für Aktien: Selbst bei steigen Zinsen, und dabei sprechen wir von homöopathischen Anhebungen, werden Anleihen nicht über Nacht attraktiver. Die Zinsen bleiben noch sehr lange extremst im Keller und Kredite damit für Unternehmen leicht zu bekommen. Investitionen folgen und mit ihnen auch die Unternehmensgewinne.

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Kennen die Aktienmärkte nur noch eine Richtung? Wann geht der Hausse die Luft aus?

Zeitgleich wird es einige Anleger geben, die relativ spät auf den Aktienzug aufgesprungen sind und bei kleinen Rücksetzern bereits Verluste begrenzt haben oder kleine Gewinne gesichert. Dabei gilt es als ausgemachen, dass in einem reifen Markt die Volatilität zunimmt und man trotzdem die Nerven behalten muss. Das sollten alle Anleger aber aushalten können. Interessant ist aber der Blick in die Depots großer Vermögensverwalter.  Dort erkennt man, dass viele verstärkt auf fallende Kurse gesetzt haben um Depotwerte abzusichern oder auch spekulativ aufgrund der langen Hausse. Eine Rechnung die (noch) nicht aufgegangen ist. Da der DAX auf Rekord notiert müssen diese Positionen dann wohl wieder glatt gestellt werden und das freiwerdende Kapital auch wieder in den Aktienmarkt fließen. Schließlich wurde Rendite verpasst… Das wiederum wird den Aktienkursen zu Gute kommen.

Crash voraus oder was fehlt noch?

Zuletzt fehlt auch das, was der sichere Tod eines Aktienmarkts ist: die Euphorie. Anders als zur Jahrtausendwende hat mich noch kein Friseur oder Taxifahrer auf Aktien angesprochen und in der BILD Zeitung habe ich auch noch keine Schlagzeile entdeckt, wie „So können auch Sie jetzt mit Aktien reich werden“. Erst wenn das eintritt, sollten alle Warnlichter auf „Achtung“ schalten. Bis dahin sind Rücksetzer als das einzuordnen, was sie wirklich sind: Korrekturen innerhalb eines Bullenmarktes mit entsprechenden Einstiegsmöglichkeiten. Man muss ja auch nicht auf Werte mit hohem KGV setzen, es gibt auch fair bewertete Unternehmen mit starken Aussichten. Meist werden solche Werte schon überdurchschnittlich abgestraft, wenn sie die Erwartungen gerade so treffen oder leicht untertreffen. Auch das gehört zu einem – irrationalen – Verhalten in einem fortgeschrittenen Markt. Man muss die Perlen eben nur suchen.

So bleibt festzustellen, dass Aktien tatsächlich noch eine sehr gute Anlagemöglichkeit sind. Trotzdem muss man die lange Hausse im Hinterkopf behalten oder wie es ein Bekannter erklärte: „Wir befinden uns in der 70. Minute eines Fussballspiels. Wer will da schon ausgewechselt werden und die letzten 20 Minuten verpassen?“.  Reiten wir also den Bullen noch etwas weiter und lernen in der nächsten Baisse früher wieder einzusteigen.