Sonnenaufgang in Riad

Auf Sand gebaut? Saudi Arabien öffnet seine Börse für Ausländer.

Ist das die nächste große Chance oder sollte man sich dem doch lieber etwas distanzierter annähern: Ab dem 15. Juni dürfen auch Ausländer an der Börse in Saudi Arabien Aktien kaufen. Ein Privileg, das bislang nur der arabischen Welt vorbehalten war.

Der frühe Vogel fängt den Wurm?

Und wie so oft, wird bei einem solchen Ereignis von den großen Banken zum Einstieg in den Markt geklingelt. Von einmaliger Sache ist dann da die Rede und davon, dass man sich diese Chance nicht entgehen lassen darf. OK, mit einem haben die Aktienstrategen recht: Die saudische Bevölkerung ist jung, gut ausgebildet und auch die Staatsfinanzen sind – dank des Ölreichtums durchaus in Ordnung. Aber – und da stolpern wir doch schon über den ersten Wermutstropfen –  genau diese Staatsfinanzen hängen zu einem nicht unerheblichen Teil direkt vom Ölpreis ab. Und der ist in den letzten Monaten ja massiv gefallen. Da hat dann eben doch Auswirkungen auf den Aktienmarkt und die Kurse. Sie sind ebenfalls eingebrochen. Sollten jetzt auch noch die Sanktionen gegen den Iran weiter gelockert oder sogar aufgehoben werden und damit ein alter Bekannter auf den Ölmarkt zurückkehren, dürfte der Ölpreis wieder unter Druck geraten – mit negativen Auswirkungen auf Riads Börse.

Politische Risiken verderben das Spiel

Überhaupt handelt es sich bei Saudi Arabien um keine Insel der Glückseligen. Dafür ist das politische Umfeld mit großen Fragezeichen versehen. Nicht nur die Animositäten mit dem wiedererstarkenden Erzfeind Iran spielen hier eine Rolle, die gesamte Lage in der Region ist durch hohe Kriegsgefahr gekennzeichnet. Im benachbarten Jemen gab es bereits kürzlich die ersten Scharmützel in die auch die Saudis eingriffen und unterschwellig ist die Gefahr des Terror durch den Islamischen Staat immer gegeben.

Sonnenaufgang in Riad
Sonnenaufgang in Riad

Ja, Saudi Arabien bietet große Chancen auf Kursgewinne. Jedenfalls sofern es ruhig bleibt und sich der Ölpreis stabilisiert. Immerhin weist das Land ein durchschnittliches Wachstum von über 6% in den letzten Jahren auf. Es gehört im arabischen Raum mit zu den größten Märkte, was die junge Bevölkerung in den nächsten Jahren voraussichtlich weiter vorantreiben wird. Die Nähe zum Öl legt eine Investition in den Bereichen Energie und Chemie nahe, aber auch die Bankwerte sind einen Blick wert. In diesen Bereichen ist das Land durchaus gut aufgestellt. Dennoch erwarte ich von der Marktöffnung keine Kursfeuerwerk. Dafür ist der Markt auch dann immer noch zu abgeschottet. Privatanleger dürfen nämlich überhaupt keine Anteile direkt kaufen. Das bleibt Großanlegern vorbehalten, die mindestens fünf Milliarden Dollar mitbringen.

Aber auch diese dürfen höchstens 5 % an einem Unternehmen halten, alle ausländischen Anleger zusammen maximal 10 % der Gesamtkapitalisierung aller börsennotierten Unternehmen. Das schützt den Markt zwar vor ungewollten Übernahmen, dürfte aber gleichzeitig das Interesse der Marktteilnehmer reduzieren.

Als Privatanleger kann man also nur indirekt über ETF oder Derivate an dem Spiel in der Wüste teilnehmen. Eile besteht aber meiner Ansicht nach nicht wirklich.

Foto: ujahabdul / sxc.hu